Aubing:Ärgerliche Hängepartie

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Neubau an der Kastelburgstraße versetzt viele in Unruhe

Von ellen draxel, Aubing

"Es muss jetzt endlich mal was vorwärtsgehen an der Kastelburgstraße." Brigitta Bacak (SPD), die dem Unterausschuss Soziales im Stadtteilgremium von Aubing-Lochhausen-Langwied vorsteht, macht sich Sorgen. Nicht nur, dass der geplante Neubau für wohnungslose ältere Männer, Paare und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen an der Kastelburgstraße 60a nicht so schnell fertig wird wie zunächst gedacht. Die Baustelle hat auch gravierende Auswirkungen auf die Stimmungslage der 129 Menschen, die derzeit im Nachbargebäude leben. Ihre Räumlichkeiten sollen ebenfalls teilweise verändert werden, Wohnungen dort will man zu Büros und Beratungszimmern umgestalten. Die Belegungszahl in der Notunterkunft soll reduziert werden, damit nach dem Bezug des Neubaus insgesamt nicht zu viele Menschen in beiden Häusern auf engstem Raum wohnen müssen. Auf diesen Kompromiss konnten sich der Bezirksausschuss und das Sozialreferat nach anfänglichem Protest der Lokalpolitiker gegen das Projekt einigen.

Zuständig für die 81 Erwachsenen und 48 Kinder in dem bestehenden Notquartier ist seit August das Evangelische Hilfswerk. Die Betreuer kümmern sich um die Sorgen der Bewohner und würden das gerne umfassend tun - sofern die Räumlichkeiten es zuließen. Nach wie vor aber existiert kein Untermietvertrag zwischen dem Kommunalreferat und dem Eigentümer, der dem Hilfswerk die Nutzung von Zimmern offiziell gestatten würde. "Trotzdem sind wir fast jeden Tag mit einem oder zwei unserer Leute da, die Situation ist besser als noch vor einigen Monaten", relativiert Alexandra Reinalter, die den Bereich Frauen und Familie beim Hilfswerk leitet. Erzieher und Sozialpädagogen dürften mangels Alternativen derzeit die Räume des Verwaltungspersonals mitbenutzen.

Dass bei rund vierzig Familien mit fast 50 Kindern Spannung in der Luft liege, sagt Reinalter, sei nachvollziehbar. Das Evangelische Hilfswerk wünsche sich deshalb "nichts mehr, als täglich an der Kastelburgstraße sein zu können" - zusätzlich zur Verwaltung, die 24 Stunden und sieben Tage die Woche für die Bewohner eine permanente Ansprechstation im Haus ist. Die Menschen, fordert auch Lokalpolitikerin Bacak, bräuchten eine engmaschige Betreuung: "Und deshalb muss diese Hängepartie aufhören." Die Stadt habe den Vertrag mit dem privaten Investor gemacht, sie müsse "darauf drängen, dass sich endlich etwas verbessert". In einem Antrag fordert der Bezirksausschuss die Stadtverwaltung daher referatsübergreifend auf, "schnellstmöglich die vollumfängliche Sozialbetreuung für alle Bewohner sicherzustellen".

Laut Bernd Plank gibt es die Erlaubnis des Eigentümers für einen Umbau inzwischen: "Das Einzige, was fehlt, ist die Unterschrift unter den Vertrag." Noch vor Weihnachten, verspricht der Sprecher des Kommunalreferates, soll das Papier unterzeichnet werden.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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