Asylbewerber:Kontrolle muss sein - auch in Flüchtlingsheimen

Unabhängige Kontrollen sind auch in den Flüchtlingsunterkünften wichtig. (Foto: Johannes Simon)

Unabhängige Mitarbeiter sind nötig, um Missstände aufzudecken. Es darf nicht alles in der Hand einer Firma liegen.

Kommentar von Inga Rahmsdorf

Wer sich in Flüchtlingseinrichtungen und bei ihren Bewohnern und Mitarbeitern umhört, der erfährt nicht selten von Anschuldigungen, von Konflikten, Erpressungen und Gewalt. Vieles davon sind Gerüchte, einiges kommt durch Missverständnisse zustande, aber an manchen Vorwürfen ist wohl Wahres dran.

Allerdings ist es oft schwierig herauszufinden, was wirklich wie geschehen ist. Es ist gefährlich, Sicherheitsmitarbeiter grundsätzlich als die Bösen und Flüchtlinge als die Opfer zu stilisieren. Es ist aber auch gefährlich, solche Vorwürfe einfach zu ignorieren.

Ankunftszentrum
:Flüchtlinge erpresst - Sicherheitsbranche gerät ins Zwielicht

Mitarbeiter eines Wachdienstes sollen von Flüchtlingen Schweigegeld gefordert haben. Das ist besonders pikant, da die Firma auch für die Sozialbetreuung im Ankunftszentrum zuständig ist.

Von Martin Bernstein und Inga Rahmsdorf

Wer als Asylbewerber ankommt, der ist zunächst einmal in einer ziemlich unsicheren Lage. Er kennt das Rechtssystem oft nicht und hat vor allem Angst davor, abgeschoben zu werden. Diese Situation kann leicht ausgenutzt werden. Umso wichtiger ist, dass es in Flüchtlingseinrichtungen eine unabhängige Kontrolle gibt, einen Blick von außen. Die Regierung von Oberbayern hat vor Kurzem die Aufgaben im Ankunftszentrum neu ausgeschrieben.

Dabei hat sie die bisher unabhängige Sozialbetreuung einem Objektmanager unterstellt. Das ist ganz unabhängig von der dann zuständigen Firma ein Problem. Denn wenn es zu Konflikten zwischen Flüchtlingen und Wachleuten kommt, kann ein Sozialarbeiter nur schwer neutral sein und vermitteln, wenn er den selben Arbeitgeber hat wie das Sicherheitspersonal.

Was an den Vorwürfen gegen die Sicherheitsleute im Ankunftszentrum dran ist, muss die Staatsanwaltschaft klären. Sie machen aber deutlich, dass es gefährlich ist, wenn in einer Einrichtung wie dem Ankunftszentrum weitgehend alles in der Hand einer Firma liegt. Gibt es keine unabhängigen Beobachter mehr, ist es noch unwahrscheinlicher, dass Missstände ans Licht kommen.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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