An der Herzog-Wilhelm-Straße:Ein Amt zum Wohlfühlen

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Die Stadt saniert das Gebäude ihrer Kassen- und Steuerabteilung für 50 Millionen Euro

Von Alfred Dürr

Der neugotische Prachtbau des Rathauses am Marienplatz ist ein Wahrzeichen Münchens, und auch das historische Hochhaus des städtischen Planungsreferats an der Blumenstraße setzt einen beachtlichen architektonischen Akzent im Stadtbild. Anders sieht es beim drittgrößten stadteigenen Verwaltungsbau aus: Das Kassen- und Steueramt an der Ecke Herzog-Wilhelm-Straße und Josephspitalstraße hat einen weit geringeren Bekanntheitsgrad. Dabei gehört der denkmalgeschützte Nachkriegskomplex zu den prägenden Gebäuden in der Innenstadt. Nun soll es für 50 Millionen Euro saniert werden.

Das Stadtsteueramt entstand in der ersten Hälfte der Fünfzigerjahre nach den Plänen der Architekten Karl Delisle und Max Panitz als ein streng gegliederter Skelettbau. Das Immobilienmanagement des städtischen Kommunalreferats, das auch für Verwaltungsbauten zuständig ist, hebt die räumliche Klarheit und die beeindruckenden Raumgestaltungen hervor. Herausragend sei die wunderschön verglaste Kantine im sechsten Stock des Baukörpers an der Herzog-Wilhelm-Straße mit grandiosem Blick über die Altstadt. Ebenso besteche die geschwungene Haupttreppe von der Eingangshalle bis in den fünften Stock mit aufgeglaster Fassade und Blick zum begrünten Innenhof, zu dem sich, mit elegantem Schwung, die Fassade der früheren Kassenhalle orientiere, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat.

Das Kassen- und Steueramt an der Ecke Herzog-Wilhelm-/ Josephspitalstraße ist eines der größten städtischen Gebäude in München. (Foto: Florian Peljak)

Wie groß der Komplex tatsächlich ist, kann man von außen gar nicht wahrnehmen. Fast die Hälfte der Flächen befinden sich in weitläufigen Trakten, die sich um die zwei Innenhöfe gruppieren. Seit der Entstehung des Gebäudes gab es außer punktuellen Modernisierungen und Instandsetzungen noch keine umfassende Sanierung. Nachdem der bargeldlose Zahlungsverkehr immer weiter zunahm, wurde zum Beispiel die große Kassenhalle verändert. Einzelne Schalter fielen weg, stattdessen entstanden Archivflächen und weitere Büros.

In dem sieben Stockwerke umfassenden Haupttrakt entlang der Herzog-Wilhelm-Straße und in den fünf Etagen an der Josephspitalstraße wird nun gründlich aufgeräumt. Die ehemalige Kantine im Dachgeschoss wandelt sich zu einer Konferenzzone. Um ein "freundliches, kunden- und mitarbeiterorientiertes Arbeitsumfeld" zu schaffen, soll sich das innere und äußere Erscheinungsbild verbessern. Das bezieht sich vor allem auf den Eingangsbereich mit den Kassenschaltern und der Infothek. Außerdem soll ein Leitsystem für die Orientierung im Gebäude installiert werden. Es gibt neue Aufzüge; die Haus-, Elektro- und Datentechnik wird komplett modernisiert. Auch die Innenhöfe bekommen ein neues Erscheinungsbild. Nicht zuletzt werden Barrierefreiheit, Brandschutz und das Energiekonzept auf den aktuellen Stand gebracht. Auch auf die Gesundheit des Personals legt die Stadt Wert. Die bisherigen Lagerräume im Untergeschoss können künftig als Gymnastikraum mit Umkleide- und Sanitärflächen genutzt werden.

Die Kostenschätzung für die Generalsanierung liegt bei 42,4 Millionen Euro. Dazu kommen 7,4 Millionen Euro, die als Reserve für Kostenrisiken bereit gestellt werden. Insgesamt bedeutet das eine Summe von rund 50 Millionen Euro. Der Umbau und die Sanierung des Stadtsteueramts stellt nach Auskunft der Stadt in wirtschaftlicher Hinsicht die günstigste Lösung dar. Ein Neubau an der selben Stelle würde, so das Baureferat, Investitionen von 69 bis 75 Millionen Euro auslösen.

Im Vergleich zu aktuellen Bürogebäuden könne dem Kassen- und Steueramtsgebäude auch heute noch ein hohes Maß wirtschaftlicher Flächenstruktur mit sparsamen Geschosshöhen und Innenhof-Freiflächen mit überzeugender Aufenthaltsqualität zugesprochen werden, begründet das Kommunalreferat die "Wiederverwertung" des bestehenden Komplexes. Außerdem müsse das Baudenkmal in seinem Erscheinungsbild und in seiner Substanz gesichert werden.

Der Baubeginn ist für den Herbst 2019 geplant, vier Jahre später sollen die Arbeiten beendet sein. Zwei Bauabschnitte sind geplant. Für die Dauer der Sanierung ist je nach Bauabschnitt der Umzug von bis zu 250 Büroarbeitsplätzen erforderlich. Deswegen müssen Räume angemietet werden. Die Kosten dafür betragen 8,6 Millionen Euro. Zunächst wird der Stadtrat am Mittwoch über die Generalsanierung entscheiden. Sobald ein geeignetes Ausweichquartier gefunden ist, befasst er sich auch mit diesem Thema.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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