Allach/Untermenzing:Rasseln morgens um 7 Uhr

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Ärger über Panzer-Teststrecke von Allacher Rüstungskonzern

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing lehnt einen Antrag des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG auf Genehmigung seiner bestehenden Panzer-Teststrecke ab. Zugleich fordert das Gremium das Referat für Gesundheit und Umwelt, bei dem der Antrag vorliegt, auf, das Verfahren zurückzustellen. Auch behält sich das Gremium vor, die Stellungnahme noch zu ergänzen.

Zunächst drehte sich die Diskussion in der Sitzung am Dienstagabend lange nur um eine Ausweitung der Zeiten, in denen das Unternehmen die schweren Kettenfahrzeuge testen darf. Das ist ebenfalls Bestandteil des Antrags. Krauss-Maffei Wegmann will die Betriebszeiten auf der Strecke an der Ludwigsfelder Straße von 7 auf 20 Uhr ausweiten. Derzeit sind Übungsfahrten an den Werktagen, dazu zählen auch Samstage, von 7 bis 17 Uhr erlaubt.

Doch dann warnte Stefanie Martin (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Planung und Bau, eindringlich davor, dem Unternehmen durch die Hintertür vielleicht zu etwas anderem zu verhelfen, wenn man sich nur auf die Zeiten einlasse. Denn im Antrag heißt es wörtlich: "Bedingt durch die bauplanungsrechtlichen Umstrukturierungen der Umgebung beabsichtigt die Firma . . ., mit dem vorliegenden Antrag eine Bestandsgenehmigung zur Standortsicherung zu erzielen, da als Altanlagen angezeigte Anlagen einer genehmigten Anlage nicht gleich stehen." Mit der Umstrukturierung dürfte die geplante Wohnbebauung auf dem benachbarten Diamalt-Gelände gemeint sein. Dem zitierten Absatz entnehme sie, dass die Anlage auf schwächerer Rechtsgrundlage stehe, sagte Martin. "Das ist ein Neuantrag für die bestehende Anlage."

Grünen-Fraktionssprecher Falk Lamkewitz schlug daraufhin vor, das gesamte Konstrukt "kurz und knapp" abzulehnen. Antworte man auf die Betriebszeiten, laufe man Gefahr, den anderen Punkt indirekt genehmigt zu haben. Einer Ausweitung der Testfahrten wollte das Gremium wegen der Immissionen ohnehin nicht zustimmen und den Betrieb von Montag bis Freitag einschränken. Ihn ärgere besonders, dass kein Grund für die Ausweitung angegeben sei, sagte Lamkewitz. "Wir sollten keine einzige Stunde verlängern lassen." Auch SPD-Fraktionssprecher Pascal Fuckerieder sagte, er sehe dafür überhaupt keinen Spielraum. Die Anlieger seien schon jetzt genug Vibrationen, Lärm und Schadstoffen ausgesetzt, die sich kilometerweit übertrügen.

Bewohner der nördlich des Testareals gelegenen Waldkolonie im Geviert von Lister-, Spiegelberg- und Peter-Müller-Straße berichteten, dass schon jetzt an Sommerabenden die Teststrecke bis 20 Uhr genutzt werde. Von den Panzern gehe ein "niedertouriger Brummton" aus, sodass man kaum im Garten sitzen könne, und Tassen im Schrank klirrten. "Manche Fahrer heizen nur so über die Strecke", sagte eine Frau. Und an manchen Samstagen gehe das Rasseln schon morgens um sieben los. Josef Feig (CSU) sagte, auch er sei gegen längere Zeiten. Fairerweise müsse aber gesagt werden, dass es Wochen und Tage gebe, an denen überhaupt kein Betrieb sei. "Und samstags um sieben knattert's wieder los!", so Friedrich Schneller (SPD).

Das Testgebiet war 1964 entstanden und umfasst ein Unterwasser-Tauchbecken und andere Bereiche für spezielle Prüfungen. Ob demnächst Firmen- und Behördenvertreter eingeladen werden, um das Vorhaben näher zu erläutern, blieb noch offen. Auf jeden Fall will sich der BA näher damit befassen.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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