Allach/Untermenzing:Häuser kann man nicht wegschieben

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Allachs und Untermenzings Lokalpolitiker wollen Verkehrsprobleme in einer Sondersitzung debattieren

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ist eine Umgehungsstraße im Westen des Stadtbezirkes zur Entlastung der Eversbuschstraße eine realistische Alternative? Wie kann die enge, zweispurige Eversbuschstraße, die als einzige Tangente im Quartier den Nord-Süd-Verkehr aufnimmt, sicherer für Schulkinder und Radler werden? Und was ist mit der Verbreiterung des Autobahndreiecks? Wegen all dieser Probleme will der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing auf Antrag von Henning Clewing (FDP) eine Sondersitzung einberufen. Diese soll sich ausschließlich mit Verkehrsthemen befassen. Wobei lange Uneinigkeit herrschte, ob dazu auch Vertreter der Stadt eingeladen werden sollen, und welchen Sinn eine solche Sondersitzung überhaupt hat.

Für die Grünen im Lokalgremium ist genug diskutiert und in Workshops getüftelt worden. "Jetzt ist die Stadt am Zug und soll erst mal Ideen und Lösungsvorschläge liefern, statt dass wir noch einmal alles zum hunderttausendsten Mal durchkauen", forderte Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz. Die von Josef Feig (CSU) vorgeschlagene Umgehungsstraße halte er ohnehin für eine "Schnapsidee". Eine solche Straße sei unrealistisch, da zu viele Privatgrundstücke und aufwendige Überführungsbauten notwendig wären. Henning Clewings Einwand, dass die Grundstücke offenbar kein Problem darstellten, konterte Friedrich Schneller (SPD) mit dem Argument, für den Ankauf von Grundstücken sei nicht Feig, sondern das Kommunalreferat zuständig. "Die Umgehungsstraße ist eine Illusion", stellte Schneller fest. Nach Clewings Auffassung jedenfalls reicht eine einzige Nord-Süd- und Ost-West-Verbindung im Stadtbezirk nicht aus. Feig selbst war in der Sitzung entschuldigt.

Die BA-Vorsitzende und CSU-Stadträtin Heike Kainz wollte sich nicht auf einzelne Straßen kaprizieren. Alle Probleme müssten gebündelt werden. "Eine einfache Einmündung wird seit 30 Jahren nicht umgebaut, obwohl sie so lange als Gefahrenpunkt bekannt ist", kritisierte sie am Beispiel der Einmündung der Ludwigsfelder in die Eversbuschstraße. "Die Herren von der Verwaltung sollen sich mal live und in Farbe anhören, was wir zu sagen haben." SPD-Fraktionssprecher Pascal Fuckerieder, der den Unterausschuss Verkehr leitet, machte darauf aufmerksam, dass noch ein übergeordnetes Verkehrskonzept des Planungsreferats ausstehe. "Wir sollten selbst ein Konzept entwickeln, damit wir sachdienlich mit den Stadtvertretern diskutieren können. Es genügt nicht, wenn sie uns nur erklären, was sie vorhaben", betonte Clewing.

Ausgelöst hatte die Diskussion die Sicherheit der Radler auf der Eversbuschstraße. Nikolaus Brönner, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion, hatte von abgestrichelten Radfahrschutzstreifen, die Autos überfahren dürfen, eher abgeraten. Diese seien nur ein "angedeuteter Schutz", der wegen der schmalen Fahrspuren nicht gegeben sei. Auch durchgehend Tempo 30 brächte nicht viel, zumal kein einziger Unfall auf zu schnelles Fahren zurückzuführen sei. "Das Problem ist die Enge", sagte Brönner. Fuckerieder bestätigte: "Wir werkeln schon seit Jahrzehnten an einer Gesamtlösung herum", erinnerte er. "Es fehlt an Platz, und Häuser können wir keine wegschieben."

Die Sondersitzung soll dennoch stattfinden, ob mit oder ohne Vertreter der Stadt; einzig die Grünen waren dagegen. Ein Termin steht noch nicht fest.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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