Mord an Ehefrau:"Ich konnte nicht mehr aufhören"

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Das Landgericht München nahm dem Angeklagten seine Erklärung nicht ab. (Foto: dpa)

Ein ehemaliger Mesner gesteht vor Gericht, seine Ehefrau mit 22 Messerstichen getötet zu haben. Das Opfer wollte sich von dem 37-Jährigen, der leidenschaftlich Gewaltvideos sammelt, trennen.

Von Christian Rost

Der ehemalige Mesner aus Neubiberg hat den Mord an seiner Ehefrau gestanden. Der 37-Jährige schilderte am Montag vor dem Münchner Schwurgericht minutiös die Attacke mit einem 34 Zentimeter langen Küchenmesser, die eines der beiden gemeinsamen Kinder mitansehen musste. "Ich konnte nicht mehr aufhören", erklärte Christian R. die Vielzahl der Stiche gegen den Hals seiner 35-jährigen Frau. Das Paar hatte seit Längerem massive Eheprobleme und stand kurz vor der Trennung. Der Mann wollte seine Frau aber nicht ziehen lassen, auch weil er finanzielle Probleme durch eine Scheidung befürchtete.

R. räumte die Vorwürfe der Anklage in vollem Umfang ein. Demnach hatte er sich vor einer letzten Aussprache mit seiner Frau bereits ein Küchenmesser bereitgelegt, das er dann tatsächlich als Mordwaffe einsetzte. "Sie wusste nicht, dass das Messer da liegt", beschrieb er seinen heimtückischen Angriff am Nachmittag des 20. Februar 2012. Zuvor hatte seine Frau nach einem Streit den Ehering abgestreift und ihn weggeworfen. Das brachte R. so sehr in Rage, dass er sie packte und über eine Brüstung der Treppe des Mesner-Wohnhauses stieß. Laut Staatsanwaltschaft tat der Angeklagte schon das in der Absicht, seine Frau zu töten. Das Opfer verblutete dann nach 22 Messerstichen am Boden liegend in der Küche des Hauses. Nach dem Mord rief R. den Pfarrer und gestand ihm alles. Die vier und sieben Jahre alten Buben des Paares sind nun in einem Heim untergebracht.

Über 15 Verhandlungstage hinweg wird sich das Gericht mit der Tat und den Hintergründen beschäftigen. Schon am ersten Prozesstag kamen bemerkenswerte Hobbys des Angeklagten zur Sprache. So verfügte der Mesner über eine Sammlung von rund 4000 DVDs, die zu einem Fünftel aus Gewaltvideos besteht. Die Filme stehen wegen allzu brutaler Szenen auf dem Index. "Ich habe mich schon immer für Horror interessiert", sagte R. Er sei "mit ,Psycho' aufgewachsen". Seine Frau hielt von diesen Filmen nichts. Sie habe ihm einmal mit einer Anzeige "wegen dem ganzen Dreck im Keller" gedroht, so R. Den Besitz von etwa 100 Alben mit teils rechtsextremer Musik erklärte der 37-Jährige ebenfalls mit seiner "Sammelleidenschaft" zensierter Titel. Mehrere Bordellbesuche musste der Mann außerdem einräumen.

Seit 2006 arbeitete Christian R. für die Kirchengemeinde, wofür er einen einmonatigen Mesner-Kurs absolviert hatte. Zuvor war er als Masseur in einer physiotherapeutischen Praxis tätig, ursprünglich hatte der aus Baden-Württemberg stammende Mann Schreiner gelernt. Die Tätigkeit bei der Kirche in Neubiberg hatte er vor allem aus finanziellen Gründen aufgenommen: Neben einem Gehalt bekam er das Mesner-Wohnhaus zu einer äußerst günstigen Miete zur Verfügung gestellt. Trotz dieser Annehmlichkeiten wurde das Paar nicht glücklich. Die Hoffnung, durch das zweite Kind werde die Beziehung besser, erfüllte sich nicht.

Staatsanwältin Nicole Selzam bezeichnete den Angeklagten als egozentrisch, besitzergreifend und bequem. Er habe sich weder im Haushalt engagiert noch um die Kinder gekümmert. Diesen Punkt bestritt R. Er habe sogar viel Zeit mit seinen Söhnen verbracht, sei aber dennoch ständig von seiner Frau kritisiert worden. "Ich konnte es ihr nicht recht machen", sagte der Angeklagte. An Sexualität sei seine Frau nur interessiert gewesen, wenn er ihr Geschenke gemacht habe - meist handelte es sich um Computerspiele. "Ich bin beschämt über das, was passiert ist", sagte der Angeklagte unter Tränen.

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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