Zeitschriften:"Penthouse": Nacktes Papier

"Penthouse" war einmal sehr erfolgreiche Herrenunterhaltung. Aber dann kam das Internet - und das Magazin kämpft um seine Zukunft.

Von Bernd Graff

Von den Hochglanzmagazinen, die - merkwürdigerweise - vor allem Männer wegen der blitzgescheiten Analysen, der unnachgiebigen Interviews und der sauberen Enthüllungsreportagen lesen und hastig durchblättern, ist Penthouse immer der Titel in der Mitte gewesen.

Wenn man Playboy, Penthouse und Hustler miteinander vergleichen wollte, was nicht geht, weil Welten unfassbarer Körbchengrößen dazwischen liegen, dann ist Playboy das Magazin der auf Unschuld gespritzten Barbiepuppen, Penthouse das Heft der herzhaft zupackenden Farmerstöchter und Hustler der Pulp für jenen "Rest der Welt" (so das Motto von dessen Herausgeber Larry Flint), dem Playboy und Penthouse immer noch zu schwachbrüstig sind.

Doch diese Binnendifferenzierung im Marktsegment der Herrenpublikationen verblasst mehr und mehr, seit es das Internet gibt. Und damit gewissermaßen den Pulp vom Pulp, der Fleisch brute force in jeder rohen und verrohten Darreichungsform darbietet. Und kostenlos noch dazu. Das merken die etablierten Magazine an dramatisch rückläufigen Auflagenzahlen.

Die US-Ausgabe von Playboy hat mal (im November 1972) mehr als sieben Millionen Exemplare einer einzigen Ausgabe verkauft, die von Penthouse lag in den besten Zeiten immerhin bei fünf Millionen und Hustler rangierte lange bei drei Millionen Exemplaren.

Doch mit der massenhaften Verbreitung von Pornos durch das Netz rutschten die einstigen Millionenauflagen auf inzwischen nur noch knapp über 100 000 bei den am schlechtesten verkauften Exemplaren. Kein Wunder also, dass das Schicksal der gedruckten Penthouse plötzlich ungewiss erscheint.

Und das, obwohl etwa der Gründer und Langzeit-Verleger von Penthouse, der 2010 verstorbene Amerikaner Bob Guccione, mit einer Pornografisierung nach Art des Netzes von Mitte der Neunzigerjahre an gegensteuern wollte. Allein, auch das verfing nicht. Denn im Internet muss man sich nicht durch Artikelstrecken blättern, um auf wenige Fotos zu stoßen, hier bekommt man im Übermaß und textunlastig alles Gewünschte, wenn man nur eine Suchmaschine bedienen kann.

Penthouse-Gründer Bob Guccione im Jahr 1998.

Wollte mit einer Pornografisierung schon in den Neunzigerjahren Umsatzverluste wettmachen: Der verstorbene Penthouse-Gründer Bob Guccione.

(Foto: Reuters)

Das allgemeine Printsterben unter den Nackig-Titeln scheint unvermeidlich. Schon 2003 und 2013 entgingen Penthouse und sein Verlag den Insolvenzen quasi in letzter Minute.

Die Antwort auf diesen wirtschaftlichen Niedergang ist - klar und wie überall - Restrukturierung und Verlagerung der angestammten Inhalte ins Netz. Oder aber: die Neuerfindung als Magazin.

Playboy etwa will nun für die amerikanische Ausgabe ganz auf Verinhaltlichung und Storys setzen. Auf die textilfreien Ganzkörperporträts will man künftig verzichten. Die letzte Nackte, Pamela Anderson, macht in der aktuellen US-Ausgabe gerade das Licht aus.

Offensive im Netz

Von Penthouse, das erstmals 1965 in Großbritannien, ab 1969 dann in den USA als erklärte Konkurrenz zum Playboy erschien, veröffentlichte der Verlag nun eine Pressemitteilung, die man durchaus als Ende der Printausgabe auffassen konnte.

Stimmt aber gar nicht, sagt der Deutschland-Verleger des Titels, Carsten Borgmeier, auf Anfrage. Er erklärt, nur das New Yorker Penthouse-Büro mit seinen 24 Mitarbeitern werde geschlossen, so habe ihm das Kelly Holland, die Penthouse-Chefin, persönlich mitgeteilt, gedruckt werde aber vom Hauptquartier in Los Angeles weiter. Und: Die Internet-Aktivitäten des Titels wolle man verstärken.

Offensive und Rückzug sehen manchmal ziemlich ähnlich aus.

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