Wohnungsdurchsuchungen bei Fotografen:Staatsanwaltschaft spricht von Missverständnis

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Bei einer Razzia in den Wohnungen von mehreren Fotojournalisten haben Polizisten unzählige Bilder beschlagnahmt. Die Beamten suchen nach Beweismaterial gegen unbekannte Angreifer, die bei einer Demonstration in Frankfurt einen Polizisten angegriffen hatten. Nun hat die Staatsanwaltschaft eine überraschende Erklärung abgegeben.

Am Mittwochmorgen hatten Polizisten die Wohnungen von acht Fotojournalisten in fünf Bundesländern durchsucht. Hintergrund der Aktion sind Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft, die nach Beweismaterial gegen die unbekannten Angreifer fahndet, die bei einer Demonstration in Frankfurt/Main Ende März 2012 einen Polizisten angegriffen hatten.

Nun hat die Staatsanwaltschaft jedoch ein überraschendes Statement abgegeben, wie der Mediendienst Kress berichtet. Demnach will sie nicht gewusst haben, dass die Verdächtigen als freie Fotojournalisten tätig sind. Die Staatsanwälte sollen gar davon ausgegangen sein, dass die Betroffenen in der linksradikalen Szene verankert sind und die Durchsuchung aufgrund dieses vermeintlichen Wissens angeordnet haben.

Von der Aktion am Mittwoch waren demnach sechs Wohnungen in Berlin sowie jeweils eine Wohnung in Frankfurt/Main, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg betroffen.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verurteilte die Razzien in den Arbeitsräumen der freien Bildjournalisten als völlig überzogen. Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken forderte die Ermittler aus, das beschlagnahmte Material sofort zurück zu geben. "Die Ermittlungsbehörden haben sich in unzulässiger Weise über Informantenschutz und Redaktionsgeheimnis hinweggesetzt", sagte Konken.

Der DJV-Bundesvorsitzende fordert auch, dass Arbeitsräume von freien Journalisten demselben Schutz unterstellt werden müssten wie Redaktionsräume von Verlagen und Sendern.

Die Journalisten-Union in der Gewerkschaft Verdi sowie Berliner Politiker von Grünen und Linken protestierten. Die Journalisten-Union sprach von einer "ungeheuerlichen Aktion", die gegen die Pressefreiheit verstoße.

Mit Kantholz geschlagen und mit Chemikale besprüht

Laut Staatsanwaltschaft wurde am 31. März des Vorjahres der Polizist bei der Demonstration von schwarz gekleideten Unbekannten getreten, mit einem Kantholz geschlagen und mit einer Chemikalie besprüht. Es sollen demnach acht bis zwölf Angreifer gewesen sein. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt. Anliegen sei nun, über Bilder der Fotografen an die Verdächtigen heranzukommen.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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