Umstrittene Trump-Beraterin:US-Talkshow setzt Kellyanne Conway auf schwarze Liste

Kellyanne Conway

Kellyanne Conway ist nicht mehr vor der Kamera erwünscht, zumindest nicht bei der US-Talkshow Morning Joe.

(Foto: dpa)

Eine MSNBC-Sendung will die Trump-Beraterin nicht mehr einladen. Das zeigt, dass die US-Medien sich nicht zur Verbreitung falscher Informationen instrumentalisieren lassen wollen.

Von Carolin Gasteiger

Kellyanne Conway steht auf der schwarzen Liste der MSNBC-Show Morning Joe. Die beiden Moderatoren Mika Brzezinski und Joe Scarborough teilten am Mittwoch mit, die Trump-Beraterin künftig nicht mehr in ihre Sendung einzuladen. Zur Begründung sagte Brzezinski: "Ich werde das nicht tun, weil ich nicht an fake news glaube oder an falsche Informationen. Jedes Mal, wenn ich sie (Conway, Anm. d. Red.) im Fernsehen gesehen habe, war etwas verschoben, unangebracht oder falsch."

Conway, Donald Trumps Wahlkampfmanagerin und jetzt Beraterin im Weißen Haus, steht seit dessen Amtsantritt als US-Präsident immer wieder in der Kritik. Erst hatte sie mit ihrer Aussage, Regierungssprecher Sean Spicer verbreite "alternative Fakten" den Stoff für Tausende Scherze über das Verhältnis der Regierung zur Wahrheit geliefert. Dann erwähnte sie in einem Interview das "Massaker von Bowling Green", das irakische Flüchtlinge verübt haben sollen. Das vermeintliche Massaker hat jedoch nie stattgefunden. Auf Fox News rief Conway dazu auf, die Mode von Trump-Tochter Ivanka zu kaufen und erzürnte damit auch Republikaner. Die US-Ethikbehörde fordert seitdem Ermittlungen gegen Conway. Zuletzt beteuerte sie, dass Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn "das volle Vertrauen des Präsidenten" genieße - kurz darauf trat Flynn zurück.

Auch CNN hat ein Auftrittsangebot von Conway abgelehnt

Wie streitbar Conway ist, das ist auch den MSNBC-Moderatoren bewusst. Conway heische um Aufmerksamkeit, schreibe den TV-Produzenten SMS und versuche ständig, in die Sendungen zu kommen, schildern Brezezinksi und Scarborough, der hinzufügte: "Ich glaube nicht einmal, dass sie etwas sagt, wovon sie weiß, dass es nicht wahr ist. Sie sagt einfach nur Dinge, um im Fernsehen zu sein und sich ihrer Bedeutung zu versichern." Eine Bedeutung, die sie nach Ansicht von Scarborough nicht mehr oder zumindest momentan nicht hat: "Sie ist in keiner der entscheidenden Konferenzen", sagte er.

MSNBC ist nicht der erste Sender, bei dem Conway abblitzt. Zuvor hatte CNN die Trump-Beraterin nicht in den politischen Sonntags-Talk des Senders eingeladen, obwohl Conway einen Auftritt angeboten hatte, und machte das abgelehnte Angebot in einem Tweet öffentlich. "We passed" twitterte CNN. Man kann das mit "Wir haben 'nein, danke' gesagt" übersetzen. Mika Brzezinski antwortete darauf mit einem Tweet: CNN sei mit diesem 'nein, danke' zu Kellyanne Conway nicht der erste Sender.

Das sind momentan noch Einzelfälle, aber sie lassen eine Tendenz erahnen. Auftritte wie die von Kellyanne Conway sind Garanten für gute Quoten und Klicks im Internet. Wenn ein Regierungsvertreter unerhörte Dinge wie "alternative Fakten" sagt, dann wird der Ausschnitt davon in den kommenden Tagen überall gezeigt. Das steigert die Bekanntheit einer Sendung - und damit ihre Einnahmen. Letztendlich zeigt die Entscheidung von MSNBC und CNN also vor allem eines: dass US-Medien nicht alles tun, um Skandale produzierende - und Aufmerksamkeit generierende Regierungsvertreter in ihre Sendungen zu bekommen. Auf sie zu verzichten, ist eine deutliche Positionierung, weil sie dem Sender finanziell weh tun kann.

Viele Beobachter gehen davon aus, dass Trump jetzt, in den ersten Wochen seiner Präsidentschaft, austestet, wieviel er sich erlauben kann. Die Demokratie der USA befindet sich sozusagen in einem Stresstest: Wie stark werden die Institutionen dagegenhalten, wenn Trump und sein Gefolge lügen? Wenn sie Vertreter der Judikative diskreditieren und deren Entscheidungen zu ignorieren versuchen?

Die amerikanischen Juristen, die Anwälte und Richter haben den Kampf gegen einige seiner Dekrete bereits aufgenommen. Jetzt zeigen auch die Medien, dass sie das Spiel um die Grundwerte der Demokratie nicht in jeder Hinsicht mitspielen.

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