"Trump, mein neuer Präsident" bei Arte:Finden die Amerikaner wirklich gut, was Trump da gerade tut?

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Nancy McCubbin und Julie Meadows sind für die Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar aus Indianapolis nach Washington gereist. (Foto: © Babel Press)

Eine Arte-Doku begleitet mehrere Menschen durch die ersten 100 Tage des US-Präsidenten - darunter eine Abtreibungsgegnerin und ein patriotischer Muslim.

Von Viola Schenz

Edward glaubt nicht, dass sich für schwarze Amerikaner je etwas bessern wird. "Präsident Obama hat einen Scheiß für die Schwarzen getan, wir haben nicht den kleinsten Fortschritt gemacht", sagt der Football-Trainer in Oakland, der "gefährlichsten Stadt Kaliforniens", so nennt er sie. Jetzt, unter Trump, heiße es: "Du bist ein Nigger, ein Bimbo". Darum, sagt er, sei Donald Trumps Wahl für Farbige gut, jetzt wisse man wenigstens, woran man ist. Noch desillusionierter geht es kaum. Dabei wirkt Edward eigentlich optimistisch, scherzt mit den Schülern, treibt sie an. Er will, dass sie es raus schaffen aus Oakland.

Edward ist einer von mehreren Amerikanern, die diese Dokumentation durch die ersten hundert Tage der Trump-Regierung begleitet, sehr unterschiedliche und damit sehr typische Beispiele für die Vielfaltsnation USA. Und so ist der Film ein gelungener Versuch, Antworten zu geben auf die Frage, die viele Europäer dieser Tage umtreibt: Finden die Amerikaner wirklich gut, was Trump da gerade tut?

Laura lebt mit Mann, vier Kindern und zwei Hunden in einer Kleinstadt in Mississippi. Die strenggläubige Christin war mal Krankenschwester, jetzt pilgert sie täglich mit ihrer pinkfarbenen Bibel zum Eingang der letztverbliebenen Abtreibungsklinik im Staat und versucht, Schwangere von ihrer Absicht abzubringen. Laura hat Trump gewählt, weil er versprach, einen Abtreibungsgegner am Obersten Gerichtshof zu ernennen.

Akil zog vor zehn Jahren aus Jemen nach Hamtramck, Michigan. In dem Städtchen mit dem unaussprechlichen Namen und einer muslimischen Mehrheit im Gemeinderat führt der 36 Jahre alte Familienvater ein vorbildliches Leben - als Patriot und Muslim. Er sympathisiert zwar mit Trumps Werten, kauft aber auch bündelweise Plastik-Flaggen, um mit seinen Glaubensbrüdern für die USA und gegen Trumps Einreiseverbot für Muslime zu demonstrieren. Danach fährt er in Anzug, Krawatte und Krawattennadel zum Zwölf-Uhr-Gebet in die Moschee.

Alle klammern sich auf ihre Weise an "Make America Great Again"

Sheriff Mark Dannels in Arizona verteidigt Trumps Mauerbaupläne. Dadurch kämen weniger Drogen aus Mexiko ins Land. Die Fabrikarbeiterinnen Nancy und Julie sind Opfer des Autoindustriesterbens. Die molligen Frauen mit den verhärmten Gesichtern haben kaum Geld, lassen es sich aber nicht nehmen, zu Trumps Amtseinführung in die Hauptstadt zu reisen und ihrem Idol zuzujubeln.

Die Dokumentation stellt alle Gruppen fair dar. Alle klammern sich auf ihre Weise fest an Trumps Parole "Make America Great Again", alle sind im Kern sympathisch. Ihr Tun wird an keiner Stelle kommentiert, und das ist gut so. Es ist auch diese Unbefangenheit der Macher (Regie: David Muntaner), die diesen Film von manch anderen Erklärungen zu Donald Trumps Amerika unterscheidet.

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Trump, mein neuer Präsident , Arte, 20.15 Uhr; im Anschluss: Steve Bannon, der Trump-Flüsterer .

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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