SWR-Film über Erwin Rommel:Königsdrama und Kriminalfilm

Mit einem Film über Erwin Rommel wagt sich Regisseur Niki Stein auf heikles Terrain. Und die für NS-Themen gewohnte Ouvertüre lässt nicht lange auf sich warten: Von Schwiegertochter und Enkelin des "Wüstenfuchses" hagelt es Kritik.

Christopher Keil

Die Briefe, die Peter Boudgoust, der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), vor einigen Wochen erhielt, trugen prominente Absender. Das eine Schreiben verfasste Lieselotte Rommel, das andere Catherine Rommel. Beiden Frauen geht es um das Familienerbe.

SWR verfilmt Leben Erwin Rommels

Erwin Rommel (l.), damals noch als Generalmajor Kommandeur der 7. Panzerdivision der Wehrmacht, steht 1940 während des Frankreichfeldzuges in Cherbourg in Frankreich neben gefangengenommenen britischen Offizieren. Wird seine Figur in dem SWR-Film geschichtlich und menschlich glaubwürdig dargestellt?

(Foto: ddp)

Catherine Rommel ist Enkelin Erwin Rommels, der im Zweiten Weltkrieg zu Hitlers "legendären" Generälen zählte, wie der Wissenschaftler Peter Steinbach aussagte, Professor für Neue und Neuste Geschichte der Universität Mannheim. Liselotte Rommel ist Catherine Rommels Mutter und Frau des an Parkinson erkrankten Rommel-Sohnes Manfred, der bis 1996 mehr als 20 Jahre lang Stuttgarter Oberbürgermeister war.

Seit der vergangenen Woche lässt der SWR "Rommel" verfilmen, in der Hauptrolle mit Ulrich Tukur. Regisseur ist Niki Stein, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Stein konzentriert sich auf die letzten sieben Lebensmonate des Generalfeldmarschalls. Er begreift den Stoff als "Königsdrama und Kriminalfilm".

Wie bei allen Filmen, die im Kontext des Nationalsozialismus stehen, wird es inhaltliche, historische Diskussionen geben. Es werden sich Fragen stellen, bei einem Projekt "Rommel" vor allem eine Frage: Gelingt es, den mächtigen General und Helden der Nazipropaganda in einer fiktionalen Form so darzustellen, dass seine späten Zweifel, auch sein Widerstand (aber welcher genau?) gegen Hitler geschichtlich und menschlich glaubwürdig erscheinen?

Catherine und Liselotte Rommel beklagten nach Lektüre des Drehbuches, dass Erwin Rommel zu negativ bewertet ("Günstling, Emporkömmling, Naziverbrecher") werde. Ihre Kritik nimmt sich auch Details an: So habe es in Rommels Hauptquartier in Frankreich auf Schloss La Roche Guyon keine Comtesse gegeben.

Nico Hofmann, der Produzent, hat den Stoff und das Drehbuch vom Mannheimer Professor Steinbach, der auch wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin ist, und von dem Saarbrücker Professor Sönke Neitzel prüfen lassen. Außerdem wurden zwei Militärhistoriker als Berater zugezogen. Steinbach und Neitzel testieren dem Skript eine historische Präzision, lobend wird herausgestellt, dass Regisseur Stein mit der künstlerischen Freiheit zur Ausgestaltung der Dialoge und Szenen "sorgfältig" umgehe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: