"Suits" auf Vox:Kapitalismus macht schön

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Harvey Specter (Gabriel Macht, l.) und Mike Ross (Patrick J. Adams) in Suits. (Foto: Vox/Universal)

Alice Schwarzer würde dieser Serie vermutlich den Krieg erklären: In "Suits" rücken Anwälte in Maßanzügen die Geschlechterrollen zurecht. Aber hinter diesem Brutalochauvinismus steckt auch nur eine sehr tiefsitzende Angst.

Von Marc Felix Serrao

Harvey Specter ist der feuchte Traum des Bürokriegers. Seine Anzüge, seine Frauen, seine Autos: Das hätten sie auch alles gerne, die Checker des Großraum-Office, die Generale des Meetings, die unterbezahlten Business-Punk-Abonnenten. Wenn Harvey, New Yorks erfolgreichster Firmenanwalt, im Restaurant die Kellnerin anspricht, dann ist das keine Anmache, sondern ein "Abschluss".

Sie mag sich wehren, doch schon in der nächsten Szene wacht die Gute in seinem Penthouse auf. Es ist früh, die Normalverdiener schlafen noch, aber Harvey hat schon seinen Maßanzug an. Das sei eine tolle Nacht gewesen, sagt er, aber nun müsse sie gehen. "Schade", antwortet die Schöne: "Ich habe gedacht, du könntest vielleicht von meinem Bauchnabel essen." Harvey grinst. Dann tut er das, was die Bürokrieger auch gerne tun würden, und sagt, was sie gerne sagen würden: "Dann muss das Fitnessstudio halt warten."

"Das Geräusch meiner eigenen Großartigkeit ist zu laut"

Gestatten Suits (deutsch: Anzugträger). Wenn Alice Schwarzer gerade keinen anderen Kummer hätte, würde sie dieser seit 2011 vom USA Network produzierten und nun vom Privatsender Vox ausgestrahlten Serie vermutlich den Krieg erklären. So rabiat wie durch Harvey Specter wurden die Geschlechterverhältnisse lange nicht mehr zurechtgerückt. Gender Mainstreaming? Frauenquoten? "Ich kann dich leider nicht hören", würde Harvey sagen. "Das Geräusch meiner eigenen Großartigkeit ist zu laut."

Natürlich ist die Sache bei näherem Hinsehen halb so hart. Harvey (Gabriel Macht), stellt sich schon nach wenigen Folgen heraus, leidet in Wahrheit auch nur an einem Kindheitstrauma. Hinter seinem Brutalochauvinismus steckt eine sehr tiefsitzende Angst, allein gelassen zu werden. Und um den Helden weiter zurechtzustutzen, bekommt er einen Adlatus namens Mike Ross (Patrick J. Adams) an die Seite, der genauso schnell im Kopf, emotional aber das menschenfreundliche und tapsige Gegenteil von ihm ist - und ihm zudem die Chance schenkt, ein guter Mensch zu werden.

Schlicht aber spaßig

Denn Mike ist ein hoffnungsloser Fall: hochintelligent, aber dusselig, kennt jedes Gesetzbuch auswendig, hat aber keinen Jura-Abschluss. Weil er betrogen hat. Harvey gibt ihm trotzdem eine Chance, und damit ist der Serien-Cliffhanger gesetzt. Kann der Gockel das Küken davor bewahren, aufzufliegen? Macht er einen echten Kerl aus ihm? Und bringt der Kleine dem Großen bei, dass das Leben nicht nur aus dünnen Frauen und fetten Boni besteht?

Klingt schlicht. Macht aber Spaß. Drehbuchautor Aaron Korsh, der Suits entwickelt hat, hat selbst mal an der Wall Street gearbeitet, er kennt die gernegroßen Testosteronbolzen der Investmentfirmen und Großkanzleien. Er trifft ihre Art zu reden. Und er weiß, dass sie alle davon träumen, so schön und erfolgreich zu sein wie sein Serienheld. Was natürlich eine Garantie für grandiose Fehlschläge ist. Oder wie Harvey sagen würde: "Ich habe keine Träume. Ich habe Ziele."

Suits , Vox, freitags, 21.15 Uhr.

© SZ vom 07.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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