"Stern" gegen "Bunte":CMK bestreitet unlautere Methoden

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Dementi des Stern-Berichts: Die Firma CMK will sauber für Bunte gearbeitet haben - dem Stern droht eine Klage. Franz Müntefering meldet sich zu Wort.

C. M. Berr

Der Streit zwischen dem Münchner Yellowpress-Magazin Bunte und der Hamburger Zeitschrift Stern geht in eine neue Runde. Denn nun meldet sich auch noch die Agentur zu Wort, an der der Streit überhaupt erst entbrannt ist: die Berliner Foto-und Recherchefirma CMK.

Die Privatfahnder mit detektivischem Ehrgeiz sollen im Auftrag des Boulevardblatts das Privatleben von Politikern wie Horst Seehofer und Franz Müntefering mit teilweise unlauteren, zumindest aber fragwürdigen Methoden ausgespäht haben. Das schreibt Stern in seiner Ausgabe vom heutigen Donnerstag. CMK weist nun sämtliche Vorwürfe zurück.

In einer Pressemitteilung, die das "serviceorientierte" Unternehmen auf seiner Startseite zum Download anbietet, schreibt Unternehmenssprecher Stefan Kießling in durchaus lyrischem Deutsch: "Unsere Mitarbeitenden sind gehalten, die journalistischen Richtlinien strikt zu befolgen." 'Weiter bedauert er die von Stern nun ausgelöste "Polemik".

Kießling fügt hinzu, die Firma habe beiden ehemaligen Mitarbeitern, die im stern das Vorgehen bei Recherchen beschreiben, bereits im April 2009 gekündigt. Denn, so Kießling weiter, "die Arbeitsmethoden der beiden Freischaffenden " seien mit den "professionellen Grundsätzen" im eigenen Hause nicht vereinbar gewesen.

Beim Verlag Hubert Burda Media, der unter anderem Bunte herausbringt, hatte man auf den Stern-Bericht sofort reagiert und mit juristischen Schritten gedroht.

Wie diese aussehen, hat Unternehmenssprecher Nikolaus von der Decken mittlweile konkretisiert: Der Verlag werde auf Unterlassung klagen. Ob es auch um Schadensersatz gehen soll, sei aber noch offen.

Weiter erklärte der Firmensprecher, man werde bei Bunte prüfen, ob man weiter mit CMK zusammenarbeite. Von der Decken bestätigte außerdem die in Stern genannte Summe von etwa 242.000 Euro, die Bunte an CMK 2008 gezahlt haben soll. Der Betrag beziehe sich allerdings auf mehrere Aufträge aus den vergangenen vier Jahren, also etwa von 2004 bis 2008.

Währenddessen sagte der womöglich ausspionierte CSU-Chef Horst Seehofer, er müsse sich zunächst informieren, "was da stattgefunden hat" und "checken, was der Anlass ist". Dann erst könne man sich mögliche Schritte überlegen.

Die Justiziarin der SPD-Fraktion und Ex-Bundesjustizministerin, Brigitte Zypries, hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt: "Wenn die Bunte Privatdetektive mit der Beschattung des Privatlebens von Politikern beauftragt, ist das schlicht rechtswidrig."

Sensor unter der Fußmatte

Laut Stern-Artikel ließ die Bunte Spitzenpolitiker über CMK beschatten. Betroffen seien neben Müntefering und Seehofer auch Linksparteichef.

Bei der Überwachung habe die beauftragte Berliner Firma CMK durchaus eigenwillige Recherchemethoden angewandt und unter anderem einen Sensor unter die Fußmatte von Münteferings Wohnung legen wollen.

Im Stern-Artikel beschreiben die beiden ehemaligen CMK-Mitarbeiter ihre angeblichen Spionage-Tätigkeiten.

Derweil meldete sich Müntefering zu der Causa zu Wort - und lobt das Hamburger Magazin: "Ich begrüße, dass der Stern die Courage zur Veröffentlichung seiner Recherche-Ergebnisse hatte", sagte der ehemalige SPd-Vorsitzende, und weiter: "Ich warte gespannt darauf, wann die Verantwortlichen der Bunten sich mir und anderen Betroffenen gegenüber erklären."

Personenschützern nie aufgefallen

Stern-Chefredakteur Osterkorn erklärte inzwischen, die Recherchen seines Magazins hätten sich zunächst nicht auf das Münchner Peoplemagazin bezogen, sondern auf die Frage, wer Lafontaine ausspioniert haben könnte. Dabei sei man auf die Bunte als Auftraggeber von CMK gestoßen. Der Stern habe journalistisch sauber gearbeitet.

Ein weiteres pikantes Detail allerdings erwähnt Stern nur in einem Satz: Stefan Kießling, so die Autoren der Geschichte habe im Gespräch mit ihnen behauptet: "trotz des langen Zeitraums der Beschattung nie den Personenschützern aufgefallen zu sein." Dieser Aussage gehen die Schreiber im Verlagshaus Gruner und Jahr nicht weiter nach.

Wenn das den Tatsachen entspräche, wäre das durchaus eine eigene Geschichte wert. Denn dann müßte man um die Sicherheit von Spitzenpolitikern fürchten, die sich geschützt wähnen.

© sueddeutsche.de/odg/bgr/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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