Springer vs. Burda:Gegenangriff

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"Bild" verklagt "Focus Online" wegen Diebstahls von Inhalten. Damit hat ein jahrelanger Streit seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Immer wieder wurde die Website dafür kritisiert, die Inhalte anderer Medien ungehörig auszuschlachten.

Von David Denk

Durch Exklusivgeschichten fällt Focus Online nur selten auf - immer wieder aber wurde die Website in den vergangenen Jahren dafür kritisiert, mit dem Ausschlachten von Inhalten anderer Medien die eigenen Klickzahlen zu erhöhen. Die Bild-Zeitung hat daher beim Landgericht Köln eine wettbewerbs- und urheberrechtliche Klage gegen das Nachrichten-Portal von Hubert Burda Media eingereicht. Der Münchner Verlag äußert sich auf SZ-Anfrage nicht, da die Klage dort noch nicht vorliege.

Damit hat ein jahrelanger Streit seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Nach ergebnisloser Kritik an einzelnen Fällen geht der Verlag Axel Springer, der nach eigenen Angaben über Monate hinweg Bild Plus -Inhalte mit denen von Focus Online abgeglichen hat, nun juristisch gegen die Praxis vor, "dass Focus Online systematisch exklusive Bezahlinhalte von Bild Plus abschreibt und zum Teil des eigenen Geschäftsmodells macht, das Journalismus reichweitenorientiert vermarktet", wie Springer am Dienstag mitteilte. "Kostengünstig, ohne jedes redaktionelle Investment" werde so nicht nur Bild Plus angegriffen, sondern "das Geschäftsmodell einer ganzen Branche", so Bild-Digitalchef Julian Reichelt.

Springer hat für sein Portal Bild.de 2013 das Bezahlmodell Bild Plus eingerichtet, das gewisse Texte online kostenpflichtig machte, und gehörte hierzulande damit zu den Vorreitern. Der Verlag erklärte nun, Focus Online veröffentliche Bild-Geschichten oft schon unmittelbar nach der Erstpublikation, das habe die interne Untersuchung ergeben. "Das überschreitet die Grenze des Zulässigen", so Bild-Anwalt Felix Stang. Das Boulevardblatt verlangt Unterlassung, Auskunft und Schadensersatzfeststellung. Schließlich gehe es "um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte", so Reichelt. Im Kern geht es um die Frage, was eine frei für jeden verfügbare Nachricht ist - und was eine Übernahme fremder Leistungen.

Für den Münchner Burda-Verlag zahlt sich seine Berichterstattung bislang aus: Im Dezember 2016 war Focus Online nach Bild.de und Spiegel Online das meistbesuchte deutsche Nachrichtenportal.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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