Satire-Affäre:Böhmermann attackiert Merkel scharf

Jan Böhmermann

Zum "deutschen Ai Weiwei gemacht": Jan Böhmermann

(Foto: dpa)

"Sie hat mich einem Despoten zum Tee serviert." Zum ersten Mal nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit äußert sich der Satiriker zur Affäre um das Erdoğan-Schmähgedicht.

In der Affäre um sein Schmähgedicht greift Satiriker Jan Böhmermann Kanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf an. Die Bundeskanzlerin dürfe nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht, sagte Böhmermann in einem Interview mit der Zeit, die morgen erscheint.

"Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai Weiwei aus mir gemacht", sagte Böhmermann.

In dem Interview äußert er sich erstmals zu den Reaktionen auf seine Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Merkel hatte das Gedicht als "bewusst verletzend" bezeichnet, diese Äußerung allerdings später bereut.

Nach seiner Schaffenspause infolge der Schmähaffäre wagt Böhmermann sich nun wieder langsam aus der Deckung. Seit dem Wochenende twittert er wieder, auch bei Facebook ist er aktiver geworden. Manche Posts sind gewohnter Quatsch wie "Will mir jetzt gleich ein neues Tattoo stechen lassen (hinten auf dem Steißbein). Irgendeine Idee?". Andere lassen sich als Anspielung auf den politischen Wirbel verstehen, den sein Schmähgedicht ausgelöst hat.

Über ein Video, das US-Präsident Barack Obama beim Dinner der beim Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten zeigt, schreibt Böhmermann: "Festnehmen und einsperren den Typen." Obama hatte bei dem Dinner über politische Freunde und Gegner gewitzelt.

Erdoğan geht rechtlich gegen Böhmermann vor

Der türkische Präsident geht rechtlich gegen Böhmermanns Schmähgedicht vor. Der Satiriker hatte darin mehrere Formulierungen unter der Gürtellinie verwendet. Nach eigenen Angaben wollte er den Unterschied zwischen erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik deutlich machen. Die Bundesregierung gab dem Wunsch der Türkei nach Strafverfolgung statt.

In dem Wirbel zog sich Böhmermann aus der Öffentlichkeit zurück. Er sagte seine Sendungen ab und machte sich auch online rar, was man von ihm nicht gewohnt war.

Am 12. Mai will er mit seinem "Neo Magazin Royale" (ZDF/ZDFneo) auf den Bildschirm zurückkehren.

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