Privates Foto von Westerwelle in "Haaretz":Gelöschter Außenminister

Lesezeit: 1 min

Guido Westerwelle in Polohemd und Sommerhose biertrinkend in einer Schwulenbar in Tel Aviv - erst stand das Foto auf der Internetseite der israelischen Zeitung "Haaretz". Dann waren Artikel und Bild plötzlich verschwunden. Wie kommt denn das?

Thorsten Schmitz, Tel Aviv

Ein Foto ins Internet zu stellen? Nichts leichter als das. Das Bild wieder aus den Köpfen zu löschen? Das ist schwierig. Diese Erkenntnis musste jetzt die israelische Tageszeitung Haaretz machen. Es geht um ein Foto, das den deutschen Außenminister Guido Westerwelle in blauem Polohemd und heller Sommerhose biertrinkend in einer Schwulenbar im Stadtzentrum von Tel Aviv zeigt.

Erst war es da, das Foto, sehr grobkörnig, auf der Internetseite von Haaretz, den ganzen Montag lang. Mit einer süffisanten Überschrift: "Deutscher Außenminister ruht sich in Schwulenbar von Iran-Debatte aus." Dienstagfrüh waren sie dann plötzlich verschwunden, Artikel und Foto. Die Geschichte findet man nur noch als bilderlose Kurzmeldung, wenn man "Westerwelle" und "Gay Bar" bei Haaretz eintippt. Auch Twitter-Meldungen mit einem Link zum Haaretz-Artikel sind plötzlich: leer.

Nanu, hat man sich gefragt, wie kommt denn das? Hat da etwa das Auswärtige Amt in Berlin Haaretz aufgefordert, den Außenminister zu löschen?

Erklärung auf Anfrage

Als Westerwelle mit einem Smartphone von einem Besucher der "Spagat"-Bar fotografiert wird, kommt er gerade von einem syrischen Flüchtlingslager in Jordanien, es ist Samstagabend. Am nächsten Morgen wird er Verteidigungsminister Ehud Barak treffen, es wird um Iran gehen. Kaum jemand in der Bar nimmt Notiz von Westwelle, er sieht aus wie ein deutscher Tourist. Auffallend sind nur die in Anzüge gekleideten Bodyguards vor und in der Bar.

Das Auswärtige Amt erklärt auf Anfrage, es habe erst durch die Anfrage vom gelöschten Außenminister erfahren. Ein Anruf bei der Haaretz-Nachrichtenchefin Noa Landau schafft dann Klarheit: Sie empfand, sagt sie, die Geschichte sei "reiner Klatsch", und Haaretz sei für Klatsch nicht zu haben. Der Autor des Haaretz-Artikels denkt da anders. Was er von der Löschung Westerwelles hält? Das darf man nicht schreiben.

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: