Film über Erwin Rommel:"Braune Soße"

Nicht nur Erwin Rommels Hinterbliebene bemängeln den SWR-Film über den Wüstenfuchs und Generalfeldmarschall, nun äußert auch eine an der Produktion beteiligte Historikerin Kritik. Produzent Nico Hofmann prüft bereits rechtliche Schritte - eskaliert der Streit um das SWR-Projekt?

Claudia Tieschky

Der Film, den der SWR für die ARD derzeit gemeinsam mit dem Produzenten Nico Hofmann realisiert, ist ein mächtiges Projekt. Gezeigt werden die letzten sieben Lebensmonate des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel, mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle des legendären "Wüstenfuchses".

SWR verfilmt Leben Erwin Rommels

Geenralmajor Erwin Rommel (l.) steht im Juni 1940 während des Frankreichfeldzuges im französischen Cherbourg neben gefangengenommenen britischen Offizieren. Der Streit um den SWR-Spielfilm über das Leben des "Wüstenwuchses" und späteren Generalfeldmarschalls droht jetzt zu eskalieren.

(Foto: ddp)

Mithin zeigt das Drehbuch der Produktionsfirma Teamworx einen Feldmarschall, der einen inneren Konflikt austrägt - zwischen der Pflicht zur Loyalität einerseits und der Opposition gegen Adolf Hitler, von dem er zunehmend abrückte. 1944 wurde Rommel zum Selbstmord gezwungen.

Mächtig ist inzwischen auch der Streit, der um das Projekt entbrannt ist. Es geht dabei um die Deutung der Person Rommel und seine historische Rolle, genauer um die Frage, wie viel Widerstand sich Rommel wann tatsächlich leiste. Die Familie - vertreten durch Lieselotte Rommel, der Frau des an Parkinson erkrankten Rommel-Sohnes Manfred, sowie ihre Tochter Catherine Rommel - kritisierten in einem Brief vom Spätsommer an SWR-Chef Peter Boudgoust, das Drehbuch werde dem Menschen Erwin Rommel nicht gerecht.

Nun hat die Rommel-Enkelin Catherine in der Bild am Sonntag ihre Vorwürfe verschärft: "Mehrere Historiker" hätten im Auftrag der Familie "historische und inhaltliche Fehler" gefunden, die Familie Rommel werde diese Ergebnisse der SWR-Fernsehspielchefin Christine Strobl weiterleiten. Wichtige Szenen stammten aus der Rommel-Darstellung des Holocaustleugners David Irving. Catherine Rommel wörtlich in der BamS: "Braune Soße und Ansichten eines Ewiggestrigen darf man nicht im Film verarbeiten." Auch die Historikerin Cornelia Hecht kritisiert im Focus die Darstellung Rommels. Hecht war Beraterin des Teamworx-Projekts.

Dagegen wehrt sich nun der Produzent Nico Hofmann. Hofmann hat den Dialog mit der Familie Rommel gesucht und nach einem Treffen mit Lieselotte Rommel in Stuttgart wohl hoffen können, der Streit sei befriedet. Der SZ sagte Hofmann mit Blick auf das genannte Zitat von Catherine Rommel: "Es ist das wichtigste ARD-Projekt des nächsten Jahres und es ist ein Unterschied, ob wir einen Historikerstreit führen oder eine denunziatorische Auseinandersetzung. Wir werden prüfen, ob wir juristisch gegen die Äußerung von Catherine Rommel vorgehen." Auch rechtliche Schritte gegen Cornelia Hecht wolle man prüfen. Der SWR und Teamworx stehen unverändert zu ihrem Projekt.

Nico Hofmann und die ARD hatten viel Wert darauf gelegt, dass ihr Film vor Historikern bestehen kann; führende Wissenschaftler prüften das Drehbuch; die Historiker Peter Steinbach, Professor an der Universität Mannheim, und Sönke Neitzel (Saarbrücken) erklärten zudem, dass Steins Buch auch mit der künstlerischen Freiheit "sorgfältig" umgehe. Nun sieht es so aus, als könnte der Streit trotz allem eskalieren.

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