"Elly Beinhorn - Alleinflug" im ZDF:Allen davongeflogen

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Vicky Krieps als Elly Beinhorn im ZDF-Film. (Foto: ZDF / melanie cleary photo)

"Als Frau ist sie ihrer Zeit weit voraus gewesen": Das ZDF erinnert an Elly Beinhorn, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine weltberühmte Pilotin wurde. Zum Heldenstück wird ihre Lebensleisung dennoch nicht hochgespielt.

Von Birgit Weidinger

"Ich hab's geschafft!" Die junge Frau jubelt ihr Glück in den Himmel hinein, der sich über ihr ausbreitet, aus dem Cockpit blickt sie strahlend hinunter auf ein grandioses Wüstenpanorama - und man möchte am liebsten mit der begeisterten Fliegerin in die Luft gehen. Da plötzlich ein scharfer Schnitt: rums, es splittert, es kracht, die Maschine trudelt, Bruchlandung.

Mit eindrucksvollen Kontrasten lockt die Regisseurin und Drehbuchautorin Christine Hartmann den Zuschauer in ihren Film über die Fliegerin Elly Beinhorn, die in den Dreißigerjahren Furore machte. Sie zeigt, wie eine Frau sich in einer Männerdomäne durchsetzt und dabei ihre Weiblichkeit bewahrt. Seit Jahren hat sich die Filmemacherin mit der Pilotin befasst, die 2007 im Alter von 100 Jahren starb.

Zeitgeschichte (zwischen 1930 und 1938) werde hier zeitgemäß fiktionalisiert, lobt Hauptredaktionsleiterin Heike Hempel die oft umstrittene Verzahnung von Fiktion und Fakten. Hier entsteht sie durch präzise Schnittfolgen aus historischem Schwarz-Weiß-Material und entsprechenden Aufnahmen für den aktuellen Dreh. Beinhorn mache auch heute noch Mut, für Träume zu kämpfen, findet Hartmann: "Sie hat uns vorgemacht, dass alles geht, wenn ,frau' nur will, als Frau ist sie ihrer Zeit weit voraus gewesen."

Harald Krassnitzer, überzeugend vorgealtert

Eine solche Lebensleistung könnte zum Heldenstück hochgespielt werden. Wird sie aber nicht: Denn Vicky Krieps, die die Rolle der Elly mit großem Elan gestaltet, drängt sich mit ihrem Ego nicht auf. Zu den Stolpersteinen, die Elly auf ihrem Berufsweg beseitigen muss, gehören fehlende professionelle Kontakte, finanzielle Probleme und der Widerstand der Eltern. Harald Krassnitzer, als patriarchalischer Vater überzeugend vorgealtert, wehrt sich wütend gegen das ungehörige Frauenbild seiner Tochter. Die erhält männlichen und fachlichen Beistand durch Starflieger Ernst Udet (Christian Berkel). Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitet sie erfolgreich als Kunstfliegerin, Fotografin, Buchautorin und Reiseberichterstatterin.

Ihre spektakulären Luftgänge startet die 24-Jährige mit einem Afrikaflug, in einer gebrauchten Maschine, einer Klemm K1 26. Nach einem Absturz im Sudan wird sie von Beduinen gerettet. Das Afrika-Unternehmen endet mit einem spektakulären öffentlichen Empfang der Totgeglaubten in der Heimat. Die erste Tour um die Welt und mehrere Rekordflüge besiegeln den internationalen Ruhm Beinhorns.

Christine Hartmann betont die Bedeutung der detailgetreuen Ausstattung für die Glaubwürdigkeit des Films: dazu gehört, dass die Garderobe der modebewussten Elly exakt kopiert wurde.

Der Ruhm hält an

Aus der wachsenden Hitlerei will und kann sich Elly heraushalten, in die NSDAP tritt sie nicht ein: Göring, Hitler, was interessieren mich diese Leute, wehrt sie ab. Und die Nazis lassen sie, das Idol für deutscher Höchstleistung, in Ruhe. Im Juli 1936 übernimmt Elly ihre erste Messerschmitt Bf 108, einen Monat später startet sie ihren Flug über drei Kontinente. Auch daraus wird ein freudig begrüßtes Rekordereignis.

Doch das große Glück in Beinhorns Leben endet abrupt. Am 28. Januar 1938 verunglückt der Partner der berühmten Pilotin. Bernd Rosemeier stirbt in den Trümmern seines Rennwagens. Das jähe Ende des Familienglücks.

Im selben Jahr bricht die junge Witwe noch einmal zu einem Kontinentalflug, auf, im Zweiten Weltkrieg fliegt sie dagegen nicht mehr. Erst nach dem Krieg wendet sich Beinhorn wieder ihrer Leidenschaft zu. Im Alter von 72 Jahren, nach über 5000 meist allein bewältigten Flugstunden, gibt "die Königin der Lüfte" ihren Flugschein zurück. Ihr Ruhm hält an: 1991 wird sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Elly Beinhorn - Alleinflug, ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr. Dokumentation zum Thema um 0.10 Uhr.

© SZ vom 29.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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