Schwangerschaft im Zeitraffer auf Youtube:Nabelschau im Netz

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Kaum auf der Welt und schon ein Youtube-Star: Die Eltern einer kleinen Amerikanerin haben das Wachstum und plötzliche Verschwinden des Babybauchs im Zeitraffer veröffentlicht. Der Anderthalb-Minuten-Clip ist ein Hit - auch weil er unserem Drang zur digitalen Selbstdarstellung entgegenkommt.

Johanna Bruckner

Wahrscheinlich wird Amelie Amaya nie mit Suri, Shiloh und Blue Ivy spielen. Doch neben dem wohlklingenden Namen hat die Tochter eines amerikanischen Paares eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Nachwuchs von "Tomkat", "Brangelina", "Beyoncé" und "Jay-Z": Kaum geboren hat es das kleine Mädchen zu weltweiter Bekanntheit gebracht.

Auf der Internetplattform Youtube haben ihre Eltern ein Video hochgeladen, das schlicht wie treffend mit "Introducing ..." betitelt ist. Denn in dem kurzen Clip wird Amelie Amaya der digitalen Welt vorgestellt. Anfangs ist ihre Präsenz nur zu erahnen: Liebevoll küsst ihr Vater den noch flachen Bauch seiner Partnerin. Allmählich wächst der zu einer stattlichen Babykugel heran und auch die Wohnung, in der das Paar lebt, wird vermutlich um ein Kinderzimmer größer. Zumindest legen das Umzugskartons und der wechselnde Bildhintergrund nahe.

"Unser kleines Neun-Monats-Projekt" steht unter dem Video, im Zeitraffer dauert die Schwangerschaft allerdings weniger als anderthalb Minuten. Am Ende halten die Eltern stolz ihren Nachwuchs in die Kamera. Seit einer Woche ist der Clip online, mittlerweile haben ihn mehr als vier Millionen Menschen angesehen.

Die Kommentare reichen von einem knappen "großartig" bis hin zum Wunsch, man hätte selbst solch engagierte Erziehungsberechtigte gehabt: "Wow! Wenn meine Eltern so ein Video für mich gemacht hätten, wäre ich sehr sehr glücklich und würde mich geschätzt fühlen." Der User "HipHopCAD" verleiht der kleinen Familie gleich einen Oscar.

Schwangerschaft ist plötzlich sexy und sinnlich

Hier schließt sich dann auch wieder der Kreis zu den nicht minder stolzen und mindestens so zeigefreudigen Promi-Eltern. Die haben nackte Babybäuche nämlich überhaupt erst gesellschaftsfähig gemacht. Während die nackte Demi Moore mit Sieben-Monats-Kugel auf dem Cover der amerikanischen Vanity Fair 1991 noch eine heftige Debatte auslöste, gibt es mittlerweile kaum mehr einen weiblichen Star, der seine freudige Erwartung nicht mit der breiten Öffentlichkeit teilt.

Das mag auch daran liegen, dass es heutzutage kein Magazin, kein aufwendiges Make-up und keinen Profi-Fotografen mehr braucht, um die eigene Schwangerschaft ins rechte Licht zu rücken. Ein Twitter- oder Facebook-Account reicht, dazu Fingerfarbe und eine Handykamera - and a star is born, zumindest schon mal im übertragenen Sinne. Vorgemacht hat das jüngst Mariah Carey, die auf diese Weise ihren noch ungeborenen Zwillingen zu ihrem ersten Medienauftritt verhalf.

Doch nicht nur das Leben von Promi-Kindern beginnt heute auf Youtube und in den sozialen Medien - das zeigt das Beispiel der kleinen Amelie Amaya. Facebook hat auf das scheinbar steigende Darstellungsbedürfnis von (werdenden) Eltern reagiert und mit Einführung der "Timeline" eine Möglichkeit geschaffen, ein Leben von Geburt an digital zu dokumentieren. Die Kinder werden dabei nicht gefragt. Sie dürften es aber vermutlich spätestens als Teenager nicht mehr so cool finden, in Windeln im Web zu finden zu sein.

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