Starbucks will expandieren:Ausgerechnet Italien!

Lesezeit: 2 min

Starbucks punktet in Italien mit anderen Vorzügen als gutem Kaffee. (Foto: AP)

Das US-Unternehmen Starbucks will nach Italien expandieren - Blasphemie für Kaffeeliebhaber.

Von Carolin Gasteiger

Es ist ein Magenschwinger für alle Liebhaber italienischen Kaffees: Starbucks kommt nach Italien. Jahrelang hat sich das Land als Bastion guten Kaffeegeschmacks gegen die amerikanischen Franchise-Invasoren verteidigt. Immerhin versucht Starbucks-Chef Howard Schultz bereits seit gut 20 Jahren, in Italien Fuß zu fassen. Aufgrund angeblich unterschiedlicher Trinkgewohnheiten vergeblich - bis jetzt. Die amerikanische Kaffeekette soll laut Corriere della Sera 2016 eine Filiale in Mailand eröffnen.

Aber Starbucks in Italien, wie soll das gehen? Ausgerechnet Italien! Das Land von Illy und Lavazza, in dem der Satz "prendiamo un caffè", also "lass uns einen Kaffee trinken" zum Ritual geworden ist, in dem Cappuccino nie nach zwölf Uhr getrunken wird und selbst in der heruntergekommensten Bar besser schmeckt als hier in vielen Cafés. Ausgerechnet dort soll es künftig vor dem Mailänder Dom nicht nur "caffè" oder "cappuccino" geben, sondern auch einen "Caramel Frappuccino senza crema per Marco!", also einen "Caramel Frappuccino ohne Sahne für Marco"? Wirklich? Als wäre es nicht schon genug kulinarische Schmach, dass die US-Kette Domino's Pizza nach Mailand gezogen ist.

Keine Frage, die Starbucks-Expansion gleicht einer Blasphemie. Sucht man auf der Homepage des Unternehmens nach Filialen in Rom, erscheint als Ergebnis: No store within 300 miles. Nimm das, Starbucks! Aber die Zeiten sind leider passé.

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Auch die Italiener selbst sind skeptisch: "Ich habe noch nie einen Laden gesehen, der weiter von einer italienischen Bar entfernt ist als Starbucks", kommentiert ein Nutzer unter einen Artikel des Corriere della Sera. Ein anderer schreibt: "Was für eine Idiotie. (...) Um den Cappuccino beneidet uns die ganze Welt, weil nur wir ihn richtig zubereiten können." Abgesehen davon, dass der Kaffee doppelt so viel kostet und die Marke vor allem Touristen anzieht. Für Italiener reicht Starbucks an den italienischen Kaffee nicht heran.

Aber das muss das Unternehmen auch gar nicht. Die Franchise-Kette hat gegenüber der Bar um die Ecke einen entscheidenden Vorteil, der mit Kaffee gar nichts zu tun hat - kostenloses Wifi. "Wie hat man mit amerikanischem Kaffee in italienischen Bars Erfolg? Die Lösung liegt im WiFi", schreibt einer auf Twitter:

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Tatsächlich freuen sich einige auch auf die gemütliche Atmosphäre in den Läden. Offenbar wollen sie ihren Espresso nicht mehr in aller Eile im Stehen trinken, sondern es sich dabei bequem machen. Ein italienischer Blogger bringt es mit dieser Bitte an die Starbucks-Macher auf den Punkt: "Kommt bitte nicht, um uns beizubringen, wie man Kaffee macht, sondern vor allem, wie man ihn trinkt."

Vielleicht genießt Marco also künftig einen Chocolate Brownie, während er bei Starbucks kostenlos im Internet surft - und holt sich anschließend in der kleinen Bar um die Ecke seinen Espresso. "Al banco" aber, an der Bar. Wie sonst?

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