Ski-Design:Skihasen auf Cannabis

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Zurück zu den Holzwurzeln: Skistiefel, Snowboards und Skier werden neuerdings aus einfachen, natürlichen Materialien hergestellt.

Titus Arnu

Die Wintersportindustrie rüstet seit Jahren auf. Moderne Skiausrüstungen kosten bis zu 1000 Euro, oft wirken sie hochkompliziert, hochdynamisch, hochtechnisch, wie Raketen mit Rallyestreifen. Manche Skimodelle haben sogar Computer eingebaut. Und je markiger die Markennamen und kreischbunter die Lackierungen, desto besser: Es gibt Skistiefel, die "Dobermann Agressor" heißen, Racecarver mit kantigen Bezeichnungen wie "Progressor 9" oder "Hot Rod Afterburner". Dementsprechend aggressiv sieht das Design der Produkte aus.

Hightech in Holzoptik: Das ist Öko-Chic aus dem Hause Chanel. (Foto: Foto: Chanel)

Neuerdings geht der Trend aber auch in die andere Richtung, zu einfachen, natürlichen Materialien, zurück zu den Holz-Wurzeln. Florian Schwarz, Schreinermeister aus Hechendorf bei München, stellt zum Beispiel einen Ski her, der schlicht und elegant ist und natürlich wirkt.

Schwarz ist ein ebenso leidenschaftlicher Skifahrer wie perfektionistischer Handwerker und er stellte sich in seine Werkstatt am Pilsensee und hobelte und feilte so lange herum, bis er seinen Traum-Ski erschaffen hatte. Diese Ski sehen auf den ersten Blick aus wie jene Holzlatten, mit denen die ersten Alpinsportler vor 100 Jahren die Hänge hinunterrutschten, fahren sich aber viel besser. Für die "Grown Ski", die zu 70 Prozent aus heimischem Hartholz bestehen, gewann Schwarz im vergangenen Jahr den Volvo-Eco-Award auf der Münchner Sportmesse Ispo.

Billiger wird das Skifahren durch den neuen Trend zum Öko-Design nicht unbedingt, Unikate wie die handgemachten "Grown Ski" haben ihren Preis. Aber erstens sind die Produkte schöner als die meisten handelsüblichen Ski, und zweitens sind sie umweltfreundlicher.

Tee, Hanf und Bambus am Fuß

Auch große Hersteller setzen verstärkt auf Öko-Design. Für die Produktion von Skistiefeln, Snowboards und Skiern verwenden immer mehr Firmen Bambus, einen schnell nachwachsenden, leichten, elastischen Rohstoff. Salomon benutzt das Holz für zwei Snowboard-Modelle und zwei Typen von Snowboard-Schuhen.

Die Boots haben ein Bambus-Fußbett, außerdem wurden Grüner Tee, Hanf, Leinen und Reispflanzen verarbeitet. Rossignol hat einen Frauenski im Angebot, der einen Pappelholzkern aus kontrollierter Waldwirtschaft hat. Das Holz stammt aus Spanien, wo der Ski auch hergestellt wird, die Leinenfasern im Ski kommen aus Frankreich.

Um die Umweltbelastung gering zu halten, werden für die Ski weniger Farben und Verbundmaterialien eingesetzt. Die Modelle "Renu" von Atomic und "Nanuq" von Völkl bestehen aus Recycling-Material. Der Skischuh "Renu" wird zu 80 Prozent aus Recycling-Kunststoff, Baumwolle und Bambusfasern gemacht. Wie umweltfreundlich Skifahren ist, hängt allerdings auch davon ab, ob man im Auto oder mit der Bahn anreist, ob man Lift fährt oder läuft - und nicht allein vom Design des Sportgeräts.

Schlicht und schön

Stilistisch ist der Trend zur einfachen Holzoptik nur zu begrüßen. Denn gespart wird nicht nur an Plastik, sondern auch an aggressiven Farben. Die schlicht gehaltenen, einfarbigen Holzmodelle haben den Vorteil, dass man ihnen nicht sofort das Baujahr ansieht - und den Nachteil, dass man sie im Schnee nicht so leicht sieht. Besonders schade wäre es um klassisch schöne Retro-Modelle wie die exklusiven Chanel-Ski in Holz-Optik - sie kosten 2500 Euro.

Aber selbst die besten Ski sind irgendwann einmal plattgefahren. Wenn das Gerät keine Spannung mehr hat, taugt es nicht mehr für die Abfahrt. Bei den Modellen von Florian Schwarz ist das allerdings nicht so schlimm. Der Schreinermeister nimmt Altmodelle zurück und verarbeitet sie weiter zu formschönen Möbeln.

© SZ vom 12.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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