Berliner Modelabel Von Rosen:Hype um den Steve-Jobs-Pullover

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Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hat Steve Jobs einen Pullover aus Berlin getragen - und dem kleinen Label Von Rosen ein enormes Absatzplus beschert. Trotzdem muss der Laden Ende des Jahres schließen. Geschäftsführer David von Rosen über den schwarzen Rollkragenpullover des verstorbenen Apple-Chefs und das Aus für seine Firma.

Lena Jakat

Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hat Apple-Gründer Steve Jobs einen Pullover des exklusiven Labels Von Rosen getragen. Jetzt, nach dem Tod des 56-Jährigen kann sich Unternehmensgründer David von Rosen vor Nachfragen kaum noch retten - obwohl der Rolli aus Kaschmir mit stolzen 420 Euro ungefähr so viel kostet wie ein iPad. Doch auch der Jobs-Boom kann das Label nicht retten: Von Rosen muss Ende des Jahres dichtmachen.

Im Juni stellte Apple-Gründer Steve Jobs in San Francisco die iCloud vor - es sollte sein letzter öffentlicher Auftritt sein. (Foto: Bloomberg)

sueddeutsche.de: Herr von Rosen, haben Sie überhaupt noch Rollkragenpullover auf Lager?

David von Rosen: Ja, wir haben noch welche, es sind allerdings nicht mehr viele. Die Nachfrage ist enorm. Wir haben an den Zugriffen auf unsere Webseite zeitweise gemerkt, wie in den verschiedenen Zeitzonen die Leute nach und nach aufwachen - zuerst in Asien, dann in Europa und Amerika - und nach dem Pullover suchen. In anderen Farben gibt es noch genügend, aber das größte Interesse gilt nun mal dem schwarzen.

sueddeutsche.de: Sie vertreiben Ihre Produkte ausschließlich online. Wer bei Ihnen einkaufen will, muss sich vorher erst freischalten lassen. Wollen Sie verhindern, dass jetzt nur noch Nerds in Ihren Pullovern herumlaufen?

von Rosen: Mit Auswahl hat das nichts zu tun. Bei uns kann jeder einkaufen. Aber weil unsere Kunden nicht wie sonst in einen Laden kommen, wollen wir sie vorher kennenlernen, ein Gefühl für sie bekommen.

sueddeutsche.de: Und was haben Sie für ein Gefühl?

von Rosen: Unter unseren neuen Kunden sind jetzt noch mehr Apple-Fans und Leute, die Jobs bewundern. Sie kommen über Apple auf uns und nicht über die Mode. Das Ganze hat eine Wirkung entwickelt, über die man sich freut, die aber unkontrollierbar ist.

sueddeutsche.de: Es war also keine ausgeklügelte Kampagne?

von Rosen: Im Frühjahr 2010 haben wir einen Pullover nach Cupertino geschickt. Wir sind alle große Apple-Fans hier und fanden, dass unsere Designphilosophie und die von Apple gut zusammenpassen. Wir dachten: Das wär doch klasse, wenn Steve Jobs unseren Pullover trüge. Wir haben aber fest damit gerechnet, dass unser Paket vorher abgefangen wird und spätestens an der Sekretärin scheitert.

sueddeutsche.de: Ist es aber nicht. Als Steve Jobs im Juni die iCloud vorstellte, trug er Ihren Pullover.

von Rosen: Anfang dieses Jahres hat er sich bei uns registriert und gleich mehrere Pullover bestellt, mit Rollkragen aber auch andere Modelle - alle schwarz. Wir hätten nie damit gerechnet, dass er unsere Pullover bei einem öffentlichen Auftritt trägt. Er hat immer sehr darauf geachtet, dass nichts den Fokus von den Apple-Produkten wegnimmt, und unser Logo ist zwar dezent, aber halt doch zu sehen.

sueddeutsche.de: Jobs trug schwarze Rollis verschiedener Marken, das Modell 1990 der US-Firma St. Croix ist bereits ausverkauft. Schmerzt Sie das?

von Rosen: Nein, das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Wir sind immer noch ein kleines Label. Wir müssen so schon zusehen, dass wir den Ansturm bewältigen. Aber er trug unseren Pullover nachweislich zuletzt. Bis Ende des Jahres werden unsere Pullover nicht mehr reichen, und dann müssen wir ohnehin schließen.

sueddeutsche.de: Es ist schon paradox: Die Nachfrage boomt, und trotzdem müssen Sie Ihren Laden dichtmachen. Warum?

von Rosen: Das Label Anson, das eng mit dem Peek&Cloppenburg-Konzern verwoben ist, vertreibt eine Marke namens Paul Rosen. Aus Angst vor Verwechslung haben sie uns verklagt und wir haben uns außergerichtlich darauf geeinigt, dass wir aufhören. Hier haben wir als kleines Label keine Chance. Unter einem anderen Namen können wir auch nicht weitermachen - dafür hätten weder unsere Kunden noch die Modebranche Verständnis.

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