Helmut Schmidts neue Liebe:Die Kraft der zwei Herzen

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Helmut Schmidt, mit 93 das "größte lebende Vorbild der Deutschen", hat eine neue Lebenspartnerin, 78. Das ist toll, aber auch völlig normal. 70-Jährige von damals und heute sind kaum noch vergleichbar.

Marten Rolff

Am Donnerstag hat Helmut Schmidt, 93, öffentlich gemacht, dass er mit seiner früheren Sekretärin Ruth Loah, 78, liiert ist. Der Altkanzler tat dies wohl kalkuliert und mit der zu erwartenden Nüchternheit in einem Interview mit dem Zeit-Magazin, wo er die Frage, ob Loah seine neue Lebenspartnerin sei, schlicht mit "Ja" beantwortete.

Helmut Schmidt mit neuer Lebensgefährtin Ruth Loah (Archiv vom März 2011): Kraft zweier Herzen (Foto: dpa)

Die Nation reagierte mit der zu erwartenden Aufgeregtheit. Die Verbindung ist seither Gesprächsthema, auch, weil manche Zeitung gleich die Titelseite freiräumte.

Für dieses Interesse gibt es im Wesentlichen drei Gründe: Erstens ist Helmut Schmidt laut Meinungsforschungsinstitut Forsa "das größte lebende Vorbild der Deutschen". Zweitens war der vor knapp zwei Jahren verwitwete Altkanzler fast 70 Jahre lang verheiratet. Und drittens ist er in einem Alter, in dem man ihn auch alt nennen darf.

Tatsächlich aber ist Schmidts neue Beziehung weniger überraschend, als viele glauben machen möchten. Wo die einen noch diskutieren, wie spät das Glück denn kommen kann (und darf), haben andere längst einen Geschäftszweig ausgemacht, in dem sich viel Geld verdienen lässt: Partnervermittlungen registrieren ihre größten Zugewinne heute unter Senioren, bei Kontaktbörsen im Internet machen Nutzer über 50 Jahre inzwischen die Gruppe aus, die am schnellsten wächst. Und Portale werben gezielt mit Models aus der Generation der Silver-Ager, Leuten also, die zwar ergraut sind, aber frisch und wohlhabend aussehen.

Dieselben Fragen wie 30-Jährige

Unbestritten leben wir in einer alternden Gesellschaft, in der laut Statistik aktuell 5,5 Millionen Menschen allein wohnen, die älter sind als 65 Jahre. Es sei offenbar wenig bekannt, dass viele dieser Menschen nicht nur gern einen Partner hätten, sondern diesen auch suchten, sagt Claudia Püschel-Knies, die eine der ältesten Partneragenturen des Landes führt.

Püschel-Knies schätzt, dass heute ein gutes Drittel ihrer Klienten älter als 55 Jahre alt sei, genaue Zahlen habe sie nicht, aber der Anteil der Senioren sei kontinuierlich gestiegen. Sie selbst sei gewissermaßen mit der Klientel gealtert.

Seit fast vier Jahrzehnten betreut die 67-Jährige Menschen auf der Suche nach der Liebe, ihr ältester Kunde ist ein 89-jähriger früherer Chefarzt. Die wichtigsten Veränderungen: 70-Jährige von früher und heute seien kaum vergleichbar. "Und zum Glück suchen die meisten kein gesellschaftliches Vorzeigemodell und keinen Versorger mehr sondern einen gleichwertigen Partner, mit dem man auch ein Gespräch führen kann", sagt Püschel-Knies. Das gelte vor allem für Ältere. Die seien vielleicht weniger tolerant, wüssten aber dafür genau, was sie wollen.

Der Markt mit Online-Börsen für Senioren habe erst begonnen, "das wird noch viel größer", heißt es bei "Singlebörsenvergleich", einem Portal, das die Branche bewertet. Derzeit setzten Anbieter wie 50plus-treff.de oder feierabend.de jährlich etwa zehn Millionen Euro um. Doch vor allem in nichtspezialisierten Partnerforen steige die Zahl älterer Nutzer.

Senioren seien im Netz vorsichtiger als Jüngere, sagt Mitarbeiterin Pamela Moucha. Ansonsten benähmen sie sich ähnlich. Moucha hat ihrer 65-jährigen Mutter eine Premium-Mitgliedschaft geschenkt: "Die hat dieselben Fragen gestellt wie meine 30-jährige Freundin."

© SZ vom 04.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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