Hochzeit von William und Kate:Geld macht glücklich

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Eine Hochzeit kostet nicht nur, sie kann auch einiges einbringen. Im Falle von Kate und William verdienen daran iranische Mullahs, fromme Methodisten, Tierschützer und Baumärkte.

Wolfgang Koydl, London

Romantik und junges Glück sind ja gut und schön, aber letztlich geht es bei einer Hochzeit immer auch ums Geld. Nirgendwo wird das deutlicher als bei der Royal Wedding von Prinz William und Catherine Middleton, wobei es nicht so sehr die Kosten des Festtages sind als vielmehr profitable Nebenaspekte: Denn der Trubel rings ums königliche Jawort hat sich zu einer gigantischen Geldmaschine verselbständigt, an der alle irgendwie mitverdienen wollen: iranische Mullahs ebenso wie fromme Methodisten, Tierschützer, Klempner und Baumärkte, Richter, Pathologen und Immobilienexperten. Ganz zu schweigen von Souvenirhändlern, Hoteliers und Reiseveranstaltern.

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Überraschen kann das eigentlich nicht. Denn schließlich ist Großbritannien das Land, das der Welt den modernen Kapitalismus beschert und den Mechanismus von Angebot und Nachfrage zutiefst verinnerlicht hat. Zu den Nutznießern der Hochzeit will denn auch die Regierung von Premierminister David Cameron gehören.

Sie hofft, dass der Zustrom von schätzungsweise mehr als einer Million Touristen wie ein Tonikum für die daniederliegende Wirtschaft wirken wird. Tatsächlich freuen sich Hotels und Bed-and-Breakfast-Unterkünfte in der britischen Hauptstadt über massenhafte Buchungen von Gästen aus Amerika, Deutschland oder China, welche die Traumhochzeit live erleben wollen.

Im Gegenzug verlassen Hunderttausende Briten das Land zu einem Kurzurlaub zwischen Osterwochenende und Maifeiertag. Tatsächlich scheint sich die patriotisch-monarchistische Begeisterung, vor allem im Vergleich zur letzten royalen Traumhochzeit von Prinz Charles und Lady Diana vor 30 Jahren, deutlich in Grenzen zu halten.

Anträge für Straßenpartys, mit denen Briten traditionell nationale Freudentage feiern, blieben derart deutlich hinter den Erwartungen zurück, dass Regierungschef Cameron persönlich einen Party-Appell an die Nation richtete. Er schob die Schuld engherzigen Auslegungen von Sicherheitsvorschriften durch örtliche Behörden zu und gelobte, mit gutem Beispiel voranzugehen: Er werde mit Bier, Wein und hausgemachten Leckereien auf dem Pflaster der Downing Street seine eigene Party schmeißen.

Nur wenige der angereisten und daheimgebliebenen Schaulustigen werden freilich das Glück haben, einen Blick auf das Brautpaar erhaschen zu können, wenn es in einer Kutsche von der Westminster Abbey zurück in den Buckingham Palace rollt. Denn die Route ist sehr kurz und führt hauptsächlich an Regierungsgebäuden wie dem Finanz-, dem Außen- und dem Gesundheitsministerium vorbei, die für die Öffentlichkeit verschlossen sind. Hinter den Fenstern der Ministerien werden sich daher am Hochzeitstag vermutlich zahlreiche Ministerialbeamte drängeln, die ins Büro kommen, obwohl der 29. April zum arbeitsfreien Feiertag erklärt wurde.

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Einst wurde Kate Middleton als "Partyversand-Tochter" verspottet, inzwischen wird die Herzogin von Cambridge für ihre harte Arbeit geschätzt - auch von der Queen. Mit 40 soll sie nichts Geringeres als die Ehre der britischen Königsfamilie retten.

Andere müssen für vergleichbar gute Logenplätze tief in die Tasche greifen: Der Oberste Gerichtshof am Parliament Square vermietete Räume mit Blick auf den Platz vor der Abtei für jeweils 2500 Pfund. Teurer sind der zweite und dritte Stock im Büroturm der staatlichen iranischen Ölgesellschaft NIOC und die Balkone der Anwaltskanzleien und Kirchenorganisationen im Sanctuary-Gebäude gleich neben dem Haupteingang der Westminster Abbey: Sie fanden für jeweils 100.000 Pfund reißenden Absatz.

Unbekannt ist, wie viel RTL dem Immobilienverband zahlte. Dafür erhielt der Sender die gesamte Dachterrasse im fünften Stock des Hauptquartiers der Royal Institution of Chartered Surveyors. Das Royal College der Pathologen wiederum verlangt 510 Pfund für einen Aussichtsplatz über der Prachtstraße Mall. Ganz bescheiden sind die Methodisten, deren Central Hall ebenfalls strategisch günstig liegt. Der Schnäppchenpreis von 60 Pfund (inklusive Sektfrühstück) spiegelt freilich die Tatsache wider, dass die mächtige Kuppelhalle keine Fenster und somit keinen Blick hat.

Wer Kate und William nicht mit eigenen Augen sieht, kann sich ihres Anblicks wenigstens auf Millionen von Teetassen, Silberlöffeln, Briefmarken, und Geschirrtüchern erfreuen, von denen ihr Antlitz herab lächelt. Man kann sich das liebreizende Paar stricken, als Action-Figuren kaufen, oder als Kühlschrank in die Küche wuchten. Wer die königliche Hochzeitsnacht nachstellen möchte, dem stehen William-und-Kate-Kondome mit dem Produktnamen "Die Kronjuwelen" zur Verfügung.

Anti-Monarchisten andererseits haben das Bild der beiden auf Brechtüten gedruckt, nebst der hilfreichen Aufschrift: "Halten Sie diese Tüte am 29. April griffbereit." Ein wenig anrüchig wirkt auch das "Royal Wedding Celebration-Sonderangebot" der Klempner-Firma Metro Rod. Zur Feier des Tages pustet sie alle Rohrleitungen zum Sonderpreis durch: "Urinale, Waschbecken, Toiletten - Sie entscheiden, was Ihnen am wichtigsten ist".

Ein Baumarkt wiederum tröstet alle, die keine persönliche Einladung zur Hochzeit erhalten haben: Man könne den Tag stattdessen doch auch zu Bastelarbeiten in Heim oder Garten nutzen, empfiehlt das Geschäft und reimt: "Spade and drills" (Spaten und Bohrer) statt "Kate and Wills".

Geradezu märchenhaft findet die Bewegung zum Schutz von Amphibien das Hochzeitsdatum. Der 29. April ist der dritte "Save the frogs day". Kann das wirklich ein Zufall sein? Die Tierschützer stellen denn auch die berechtigte Frage: "War Prinz William in einem früheren Leben ein Frosch?" Eine wirklich befugte Antwort darauf dürfte nur Catherine Middleton geben können.

© SZ vom 21.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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