Elton John: Neue Show in Las Vegas:Die Wüste bebt

Elton John hat einen lukrativen Mehrjahresvertrag mit dem berühmten Hotel Ceasars Palace in Las Vegas abgeschlossen. Die Spielerstadt bietet alles, was sich ein gealtertes britisches Pop-Sternchen noch vom Leben wünscht.

Martin Zips

Wer in den kitschigen Forum Shops, jener dem kitschigen Hotel Caesars Palace in Las Vegas angehängten Einkaufsmeile, einen Schuhladen betritt, dem kann das hier passieren: Ein Verkäufer deutet auf einen Großbildschirm gleich über den Schuhschachteln und drückt dem Kunden ein Mikrofon in die Hand. Über Lautsprecher startet jetzt eine Karaoke-Version von The lady is a tramp, das von niemandem besser gesungen wurde als von Sammy Davis Jr. (zum Beispiel 1982 bei Bio's Bahnhof, heute noch auf YouTube abrufbar). Und weil das jetzt hier Las Vegas ist und weil der große Sammy Davis Jr. auch schon im Caesars Palace gesungen hat, singt eben jetzt auch der Kunde im Schuhladen direkt nebenan. Zur Belohnung gibt es einen Einkaufsgutschein mit 20 Prozent Rabatt.

Elton John Auftritt in Zürich

Wird künftig allabendlich im Ceasars Palace in Las Vegas in die Tasten hauen: Popstar Elton John.

(Foto: dpa)

Sammy Davis Jr. ist seit mehr als 20 Jahren tot, das 45 Jahre alte Caesars Palace aber steht immer noch. Hier stürzte der Stuntman Evel Knievel, als er mit dem Motorrad über einen römischen Brunnen hüpfte. Hier boxten Muhammad Ali und Mike Tyson neben ionischen Säulen, hier spielte John McEnroe zu Füßen des Kaisers Augustus, und hier singt jetzt Sir Elton John im Colosseum.

Das Piano wird diesmal nicht rot sein

Drei Jahre wird er im Caesars auftreten, seine Show "The Million Dollar Piano" wird sich höchstwahrscheinlich nur peripher von dem Vorgänger "The Red Piano" unterscheiden, außer dass das Piano diesmal nicht rot sein wird. Außerdem dürfte John, seit Weihnachten Mutter und Vater eines, nun ja, "Million Dollar Babys", beim Start der Session im kommenden September noch ein bisschen dicker sein als bei seinen pränatalen Caesars-Auftritten zwischen 2004 und 2009.

Der permanente Kostümwechsel, fester Bestandteil seiner Abende, sollte ihm dennoch auch mit 64 Jahren noch wesentlich besser gelingen, als seinem von Scheidungen, Hüftoperationen und Burn-outs böse gebeutelten Kollegen Billy Joel, 61.

Für Elton John hingegen läuft es nicht nur familiär richtig gut: Aus aktuellem Anlass wird seine auf Hochzeiten wie Beerdigungen gleichermaßen beliebte Single "Candle in the Wind" dieser Frühlingstage von Radiosendern in aller Welt wieder bis zum Zerbrechen abgespielt. Da freut sich der Künstler.

Las Vegas, das weiß man spätestens seit Steffi Graf, Andre Agassi sowie Siegfried & Roy, eignet sich hervorragend als Familien-, respektive Altersruhesitz. Zumindest, wenn man auf die Haltung exotischer Haustiere verzichtet.

Ein sonniges Reihenhaus, womöglich gleich in der Nähe eines gut dotierten Arbeitsplatzes, europäische Kunst (ob als Original oder Fälschung) über jedem Black-Jack-Tisch, illustre Freizeitangebote, abends gerne auch mal Feuerwerk und der große Sammy Davis Jr. als Karaoke-Konserve im Schuhladen - mehr kann man selbst als gealtertes britisches Pop-Sternchen am Wickeltisch vom Leben nicht erwarten.

Bereits für seine ersten drei Las-Vegas-Jahre (75 Shows) soll Elton John vom Caesars 50 Millionen US-Dollar bekommen haben, so wird kolportiert. Céline Dion, die hier bald auch wieder kurz vorbeischaut, kassierte zwischen 2003 und 2007 satte 100 Millionen Dollar.

Wie lächerlich da aus heutiger Sicht die Gagen anderer Caesars' Künstler wie Frank Sinatra, Liberace, David Copperfield oder auch Cher wirken, die zu ihren Zeiten nicht mehr als ein paar hunderttausend Dollar pro Woche einstrichen.

Für die Hotelbesitzer rechnet sich die Sache. Die 40 Millionen Las-Vegas-Touristen pro Jahr verpulvern ihr Geld vor allem für Shows und Souvenirs. Nur ein Viertel des Umsatzes wird in den Casinos erzielt, durch die sich der Gast auf dem Weg zu den Hotelaufzügen kämpfen muss, wie einst Fitzcarraldo durch den Urwald.

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