Schmachtwort der Woche: Iris Berben:"Bei meinen Männern waren keine Erziehungsmaßnahmen nötig"

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Schön, wenn der Mann bereits beziehungskompatibel geliefert wird. Doch in der Regel ist es ein langer Weg, bis man den Geliebten zu einem akzeptablen Mitbewohner geformt hat. Zum Glück gibt es da ein paar wirkungsvolle Methoden - aus der Hundeschule.

von Violetta Simon

Das Schmachtwort sprach diesmal Schauspielerin Iris Berben, deren Männer stets wohl erzogen sind. (Foto: sde)

Männer und Frauen könnten so viel Spaß miteinander haben. Wenn sie nicht immer an ihm herumschrauben würde. Dieses Unvermögen, ihn so zu lassen wie er ist, verwandelt die meisten Paare allmählich in eine tragische Zweierkonstellation, die eher an Mutter und Sohn oder Lehrerin und Schüler erinnert. Können die Damen sich nicht gleich einen aussuchen, der ihre Ansprüche optimal erfüllt?

So macht es zum Beispiel Iris Berben. Die Schauspielerin hat offenbar weder Zeit noch Lust, sich an einem ungehobelten Steinzeitbewohner abzuarbeiten. "Ich hatte immer das Glück, dass keine Erziehungsmaßnahmen nötig waren", erklärte die 62-Jährige im Interview mit der Bunten. Darauf habe sie bereits beim Auswählen der "Beute" ein Augenmerk.

Die meisten Frauen scheinen beim Kennenlernen jedoch mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Sie sind so darauf konzentriert, zu gefallen, dass sie vergessen, darauf zu achten, ob ihnen gefällt, was sie da sehen. Wenn sie sich doch durch die ein oder andere Unart des potenziellen Partners irritiert fühlen, denken sie sich: "Das werde ich ihm schon noch austreiben." Kaum sind sie in der Realität angekommen, beginnen sie mit der Generalüberholung.

Versorgung nur gegen Maßregelung

Und obwohl die meisten Männer es aufgrund ihrer Erfahrung besser wissen müssten, lassen sie sich immer wieder darauf ein. Sie kennen es ja auch nicht anders: Versorgung gibt es nur gegen Maßregelung - das war schon bei Mutti so.

Vermutlich deshalb geben so viele Mütter bei der Erziehung ihrer Söhne irgendwann auf: Weil sie wissen, dass die nächste Frau, mit der er zusammenzieht, genau da weitermacht, wo sie aufgehört haben. Soll sich doch eine andere damit herumschlagen. Je nach Level und Lücken der familiären Hauptniederlassung hat die zukünftige Lebensgefährtin dann das Vergnügen, ihrem zukünftigen Mitbewohner die Grundregeln einer harmonischen Zweier-WG beizubringen.

Zum Beispiel, dass eine Klobrille über ein Scharnier verfügt, das es dem Deckel erlaubt, sich niederzulassen - vorausgesetzt, er wird von Hand dazu bewegt. Dass Zeitangaben und Verabredungen keine Optionen, sondern Termine sind, die man entweder einhalten oder aber rechtzeitig absagen sollte - und zwar ausschließlich in Form einer sorgfältig ausgearbeiteten Argumentationsrede und in Begleitung ausladender Blumenarrangements! Oder dass ein Wäscheständer keine dauerhafte Aufbewahrungsstätte für Klamotten ist, von der man sich im Vorbeigehen herunterrupft, was man gerade braucht. Sondern eine optische Zumutung, die es, sobald die Wasche trocken ist, zu beseitigen gilt.

Doch wie bekommt man einen Mann zu Handlungen, die in seinen Augen überflüssig sind? Er ist ja von Natur aus eher widerspenstig, wenn es um seine Erziehung geht. Die bequemste Lösung wäre die Ansage: "Tu einfach, was ich will. Dann haben wir keine Probleme." Aber das funktioniert so natürlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn man es ihm direkt ins Gesicht sagt.

Sich in die andere Gattung hineinversetzen

Die britische Autorin Amy Sutherland hatte in dieser Hinsicht eine wirklich hervorragende Idee. Ihr Hund hatte mit großem Erfolg eine Hundeschule besucht und sich zu einem vorbildlichen Haustier entwickelt. Also beschloss die Schriftstellerin, das Verfahren des Hundetrainers auf ihren Mann anzuwenden. Und siehe da: Es funktionierte!

Das Beste daran: Die Methode kommt auch den Männern zugute. Eine wichtige Regel besteht nämlich darin, das Meckern umgehend einzustellen. Der erfahrene Hundetrainer weiß, dass es vollkommen sinnlos ist, einen Labrador zu kritisieren. Auch ein Mann wird durch das ewige Gejammer nicht ordentlicher, pünktlicher oder weniger vergesslich.

Weitaus effektiver ist es, schlechte Angewohnheiten zu ignorieren und gute zu belohnen, um das gewünschte Verhalten zu verstärken. Ist es dem Mitbewohner gelungen, morgens seine leere Tasse ohne fremde Hilfe in die Spülmaschine zu räumen? Hat er am Hochzeitstag keine anderweitigen Verabredungen mit seinen Kumpels? Dann ist ein Freudentanz angesagt, und zwar mit allem Drum und Dran: Hüpfen auf einem Bein, kombiniert mit innigem Küssen und Jubilieren, ist das Mindeste.

Zweite Regel: sich in die andere Gattung hineinversetzen. So ein Wäscheständer zum Beispiel ruft bei einem Mann eine völlig andere Reaktion hervor als bei einer Frau. Sie denkt bei seinem Anblick: "Ach Gott, die wollte ich ja auch noch abhängen. Warum hat er das eigentlich noch nicht gemacht?" Er denkt: gar nichts. Weil er den Wäscheständer nicht wahrnimmt - schließlich fühlt er sich nicht dafür zuständig. Will man den männlichen Mitbewohner emotional und geistig erreichen, sollte man realisieren, dass jeder Rüde, pardon Mann, ein Territorium hat, das er jederzeit zu verteidigen bereit ist. Es wäre also sinnvoll, den Wäscheständer so zu platzieren, dass er beispielsweise den Fernseher verdeckt. Der Mann wird die Wäsche als Störfaktor identifizieren und umgehend beseitigen - wenn sie Pech hat, indem er das Ding ins Nebenzimmer schiebt. Aber man kann ja auch mal Glück haben.

Als weitere Strategie empfiehlt Sutherland die Köder-Taktik: Der Mann bekommt, was er will - aber nur, wenn er tut, was die Frau will. So gelang es der Britin, ihren Gatten mit der Aussicht auf eine doppelte Portion Köttbullar zu einem Ikea-Besuch zu überreden. Spricht nicht gerade für die Kochkünste der Dame. Mit etwas mehr Phantasie dürfte man einen Mann auf diese Art zu allem Möglichen bewegen.

Ebenfalls wichtig: Niemals etwas persönlich nehmen! Ebenso wenig wie der Hund die Schuhe seines Frauchens aus Boshaftigkeit zerbeißt, schreibt die Autorin in ihren Erziehungstipps, lässt der Mann seine müffelnden Sportklamotten auf dem Boden liegen, weil er seine Frau nicht liebt. Er tut es nur aus einem Grund: Weil es für ihn die bequemste Lösung ist. Diese Erkenntnis bewirkt zwar keine Verhaltensänderung bei ihm, hilft ihr aber, die Frustration zu überwinden.

Es kann so einfach sein: ein bisschen Freudentanz, die Wäsche richtig platzieren, Köttbullars kaufen und die dreckige Wäsche links liegen lassen - schon läuft es. Fragt sich nur, wer hier am Ende eigentlich wen erzogen hat.

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