Zeitgeist:Der Künstler kennt den Weg

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Aber wer will ihn gehen? Philipp Ruch vom "Zentrum für Politische Schönheit" hat ein unschönes Manifest gegen Nihilismus und für einen "aggressiven Humanismus" verfasst.

Von Jens Bisky

Der Kapitalismus kann erst einmal aufatmen, der Hass auf ihn erscheint dem Aktionskünstler Philipp Ruch allzu bequem. Zu viele fühlen sich dabei auf der sicheren, der richtigen Seite. "Wo ist eigentlich der Hass auf die Diktatur?", fragt Ruch in seinem "politischen Manifest", das jetzt veröffentlicht wurde. Es will eine Polemik gegen Desinteresse, Lethargie, Eskapismus sein und zugleich eine Werbeschrift für "aggressiven Humanismus". Starke Worte, starke Gefühle, das gesamte Buch steht unter Hochdruck, auf jeder dritten Seite erklingen im inneren Ohr des Lesers Sondermeldungsfanfaren. Und das so laut, dass sie den ernst zu nehmenden Impuls des Aktionskünstler beinahe übertönen. "Aleppo versinkt im Schutt, und in Berlin wird euphorisch gegen die Leere getanzt." Das ist in der Tat das Skandalon der Gegenwart, es wird durch die Bemerkung, in den vergangenen hundert Jahren sei es, "Aleppo" und "Berlin" nur durch andere Beispiele ersetzt, keinen Augenblick anders gewesen, nicht abgemildert, sondern verstärkt.

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