Vorwürfe gegen Grammy-Akademie:"Himmelschreiend rassistisch"

Latin-Jazz-Musiker aus New York wollen die Grammy-Akademie verklagen, weil sie sie ihrer Lebensgrundlage beraube. Der Akademiepräsident des berühmtesten Musikpreises der Welt ist entsetzt über einen Rassismus-Vorwurf.

Jens-Christian Rabe

Als die "National Academy of Recording Arts and Sciences" im April bekanntgab, dass die von ihr alljährlich verliehenen Grammys künftig nicht mehr in 109, sondern nur noch in 78 Kategorien vergeben werden, waren sich zunächst alle einig: Eine Verringerung der Zahl der Preiskategorien sei überfällig gewesen, die Masse an Auszeichnungen habe niemand mehr überblicken können. Schon gar nicht die Fans. Als die Grammys 1959 zum ersten Mal vergeben wurden, gab es gerade einmal 28 Kategorien.

Über die Rassismus-Anschuldigungen "entsetzt": Akademiepräsident Neil Portnow sah sich gezwungen, den Vorwurf in einem Brief an die Mitglieder zurückzuweisen. (Foto: AFP)

Aber das war natürlich doch nur die eine Seite. Die Grammys sind immerhin nicht nur der berühmteste Musikpreis der Welt, sondern auch der angesehenste. Eine Auszeichnung ist gerade in Genres, die nicht grundsätzlich im Rampenlicht stehen, viel Geld wert. Ganz abgesehen davon, dass sie auch ein künstlerischer Ritterschlag ist. In der Grammy-Akademie sitzen keine Manager, sondern Musiker, Produzenten, Songschreiber und Tontechniker.

Mit Protest war also auch zu rechnen. Latin-Jazz-Musiker aus New York wollen die Akademie verklagen, weil sie sie ihrer Lebensgrundlage beraube. Und der Jazz-Trommler Bobby Sanabria nannte die Entscheidung, einige regionale und ethnische Musiken zusammenzufassen, "himmelschreiend rassistisch". Der Druck wurde offenbar so groß, dass Akademiepräsident Neil Portnow gezwungen war, den Rassismus-Vorwurf jetzt in einem Brief an die Mitglieder ausdrücklich zurückzuweisen: "Wir sind über die Anschuldigungen entsetzt."

© SZ vom 09.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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