Theater:"Jeff Koons"

(Foto: Thomas Rabsch)

Sein Name erscheint nur im Titel, im Stück selbst bleibt Jeff Koons unerwähnt. Das Düsseldorfer Schauspielhaus führt es in einer privaten Kunstsammlung auf. Eine irre Collage.

Von Martin Krumbholz

Jeff Koons kommt gar nicht vor im Theaterstück "Jeff Koons" von Rainald Goetz von 1999 - der Künstler dient als Chiffre für den Kunstbetrieb, den Hype, den Glamour und tausend Sekundärphänomene, die der Autor, dieser rasende Gesellschaftsreporter des Internet-Zeitalters, zu einer irren, tollen Collage verdichtet. Das Publikum ist Teil der Show. Und ihr Schauplatz ist die private Kunstsammlung Philara im Düsseldorfer Stadtteil Flingern, mit illustren Werken von Hans-Joachim Feldmann, Thomas Ruff und vielen anderen. Eine Schlange von Schaulustigen zieht sich durch die Räume des Museums (ein ehemaliges Industrieareal), zwischendrin ein halbes Dutzend Akteure des Schauspielhauses, hochhackig und in Pink-Klamotten, die über das Kunstwerk schwadronieren, palavern - "Jaja, na ja, es geht, und du?" -, flirten, Exponate an den Wänden spiegeln. Veraltet ist der Text nicht, im Gegenteil. Kunst fungiert als Ware, und das Leben ist ein Sprachrausch. Berührende Bilder entstehen, wenn in der Ferne in der großen Halle eine Kitsch-Madonna singt. Oder wenn am Schluss, den beträchtlichen Lärmpegel herunterdimmend, die Spieler sich nachdenklich zu einer Traube aneinanderkuscheln. "Die Kunst ist schon fertig - wir sind es nicht."

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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