Theater:Gemobbt?

Gegen den Kölner Intendanten Stefan Bachmann und seine Frau Melanie Kretschmann haben Mitarbeiter Mobbing-Vorwürfe erhoben. Bachmann will einen Mediator engagieren.

Von Christine Dössel

Es geht mal wieder um Machtmissbrauch und Übergriffigkeiten am Theater. Nur hat es in diesem Fall nichts mit Vorgängen zu tun, die man unter dem Hashtag #MeToo subsumieren könnte. Es ist vielmehr eine Art von Psychoterror, die dem Intendanten des Kölner Schauspiels, Stefan Bachmann, vorgeworfen wird: Mobbing - ausgeübt von seiner Frau, der Schauspielerin und Regisseurin Melanie Kretschmann, und von ihm, dem Chef des Hauses, angeblich geduldet, verharmlost oder mitgetragen. Der Spiegel hatte in seiner letzten Ausgabe darüber berichtet, WDR und Kölner Stadt-Anzeiger zogen nach. Kretschmann soll bösartige, verleumderische Gerüchte gestreut, falsche Vorwürfe gegen Kollegen erhoben und Proben torpediert oder terrorisiert haben. Die Regisseurin Angela Richter sprach von einer "Atmosphäre der Angst", die sie am Schauspiel Köln erlebt habe. Die meisten anderen Ankläger (ehemalige und aktuelle Mitarbeiter) blieben anonym. 38 künstlerische Mitarbeiter des Hauses stellten sich in einer öffentlichen Erklärung hinter den Intendanten. Auch sie bleiben allerdings anonym.

Stefan Bachmann, der stets ein Image als besonders "familienfreundlicher" Theaterleiter gepflegt hat, zeigte sich über die Mobbing-Vorwürfe schockiert und wies sie als "Zerrbilder" zurück. Die Arbeitsatmosphäre an seinem Haus sei "von Professionalität und Ernsthaftigkeit auf hohem künstlerischen Niveau" geprägt. Er will jetzt interne Gespräche führen und dafür einen Mediator einschalten. Eingeschaltet hat sich inzwischen auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie will die Führungskultur an sämtlichen städtischen Bühnen untersuchen lassen. "Es mag sein, dass künstlerische Organisationen ihre Besonderheiten haben", sagte die parteilose Politikerin am Freitag, "aber natürlich muss es überall so sein, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertgeschätzt werden."

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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