Taschenbücher :Familie und Magie

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Peter Härtlings erzählt ein Flüchtlingsschicksal. In `Zirkus Mirandus` herrscht dagegen Magie.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Peter Härtling: Djadi, Flüchtlingsjunge. Gulliver Verlag, Weinheim 2018. 116 Seiten, 5,95 Euro. (Foto: Verlag)

Als Peter Härtling im Sommer 2017 starb, hinterließ er ein umfangreiches literarisches Werk, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Doch am meisten wurde er von seinen Lesern geliebt, die mit "Ben liebt Anna", "Das war der Hirbel" oder "Krücke" aufgewachsen sind. So ist es berührend, dass sein letztes Buch "Djadi" ein Kinderbuch ist. Er greift darin die Themen Flucht und Abschied auf. "Ja, das ist mein Lebensthema und es begann damit, dass ich selber fliehen musste und diese Erfahrung habe ich nie vergessen. Ich hab öfter davon erzählt, in Romanen, und als jetzt die große Flüchtlingsbewegung kam, da war mir klar, dass ich irgendwie reagieren müsste und dass ich genau genommen Kindern erzählen sollte, was Flucht bedeutet. Und so fand ich den Djadi."

Djadi ist etwa elf Jahre alt, als er nach einer Flucht aus Syrien traumatisiert und völlig verstummt als unbegleiteter Minderjähriger (UBM) in Frankfurt ankommt. Der Sozialarbeiter Jan nimmt sich seiner an und bringt ihn in seine WG, in der nur kinderlose, ältere Menschen miteinander leben. Darunter auch Wladi, ein 75jähriger ehemaliger Lehrer, dem es mit unendlicher Geduld gelingt, das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Ganz allmählich taut Djadi auf, beginnt zu sprechen, lernt von Wladi die deutsche Sprache und überwindet seine Ängste vor der fremden neuen Welt.

Cassie Beasley: Zirkus Mirandus. Aus dem Englischen von Wieland Freund. Gulliver Verlag, Weinheim 2018. 336 Seiten, 8,95 Euro. (Foto: Verlag)

Das Porträt des alten Wladi trägt deutlich autobiografische Züge und lässt vermuten, dass Peter Härtling sich mit seinem nahenden Tod auseinandersetzte. Dass die Geschichte trotz dieses Abschieds nicht traurig ist, sondern voller Hoffnung für Djadi endet, verdankt sie der großen literarischen Kraft und Altersweisheit des Autors. (ab 10 Jahre, Schullektüre)

Nach dem Tod seiner Eltern lebt der zehnjährige Micah bei seinem Großvater Ephraim, der ihm viele Geschichten vom magischen Zirkus Mirandus erzählt, wo der geheimnisvolle "Lichtkrümmer" auftritt, der Menschen verzaubern kann. Als der Großvater todkrank wird, reist dessen harte, tyrannische Schwester an und lässt Micah nicht mehr zu ihm. Zum Glück weiß sie nicht, dass der "Lichtkrümmer" dem Großvater noch ein "Wunder" schuldet. Micah glaubt, das Wunder bedeute, dass der Zauberer seinen Großvater heilen könne, und beschließt, ihn zu suchen. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise, die ganz anders ausgeht, als Micah es sich vorgestellt hat. Eine geheimnisvolle, poetische Geschichte um die Frage, ob Magie ihre Wirkung nur entfaltet, wenn man daran glaubt. (ab 10 Jahre)

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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