Street-Art-Künstler Banksy:Neue Nachbarn

Lesezeit: 1 min

Banksy ist (vermutlich) wieder da. In Cheltenham, wo der Hauptsitz des britischen Abhördienstes GCHQ zu finden ist, hat der Graffiti-Künstler an einer Hauswand einen Kommentar zu staatlicher Bespitzelung hinterlassen.

Von Christian Zaschke

Als Karren Smith am Sonntag einen Blick auf die schmutzige Seitenwand ihres Hauses im englischen Cheltenham warf, sah sie, dass sich jemand über Nacht der Verschönerung des Gebäudes gewidmet hatte. An der Wand ist nun ein Graffito zu sehen, das drei Männer in Trenchcoats und Schlapphüten zeigt. Die Männer tragen Abhörgeräte und sehen aus, wie man sich Agenten der Fünfzigerjahre vorstellt. Der erste Clou an dem Bild ist, dass neben der Wand eine Telefonzelle steht, es wirkt so, als würden die Männer Telefonate mithören. Der zweite Clou: In Cheltenham befindet sich der Hauptsitz des britischen Abhördienstes GCHQ.

Dieser überwacht gemeinsam mit dem amerikanischen Geheimdienst NSA weltweit die Internet- und Telefonkommunikation, wie durch Dokumente belegt wird, die der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden an Zeitungen weitergegeben hat. In Großbritannien stoßen diese Enthüllungen bis heute auf vergleichsweise geringes Interesse. Das Graffito von Cheltenham lässt sich daher nicht nur als gelungener Scherz, sondern auch als politischer Kommentar lesen.

Geheimniskrämerei

Bisher ist unklar, wer hinter der Aktion steckt. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es sich um eine Arbeit des Streetart-Künstlers Banksy handelt. Dieser ist durch Schablonengraffiti weltweit bekannt geworden. Seine Werke tauchten zunächst in Bristol und London auf und sind mittlerweile auch in vielen anderen Ländern zu finden. Banksy versucht, seine Identität geheim zu halten. Vermutlich handelt es sich um den 1973 in Bristol geborenen Robin Gunningham, der aus einer Mittelklassefamilie stammt und eine Privatschulerziehung genoss - doch sicher ist es nicht. Die Geheimniskrämerei trägt zu Banksys Popularität bei: Seine Werke verkaufen sich zum Teil für Hunderttausende Pfund.

Banksy in Los Angeles
:Mit Mensch und Maus

Der Graffiti-Künstler Banksy ist für einen Oscar nominiert. In Los Angeles scheint er schon angekommen zu sein - jedenfalls sehen die Wände danach aus. Die Bilder.

Karren Smith, die Bewohnerin des besprühten Hauses, freut sich über das Bild. Es mache die Straße lebendiger, sagt sie. Ein lokaler Graffiti-Künstler sagte dem Gloucestershire Echo: "Es ist definitiv ein Banksy. Aus der ganzen Welt werden Menschen nach Cheltenham kommen, um das zu sehen."

© SZ vom 15.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: