Er war der letzte der großen amerikanischen Showstars. Einer, der in einem Atemzug mit Sammy Davis Junior oder Dean Martin genannt wurde. Einer, der den Traum von der Tellerwäscherkarriere wahr machte.
Al Martino, der Italo-Amerikaner mit Schmelz in der Stimme, wurde in den 50er und 60er Jahren zur Größe der leichten Muse. Songs wie "Spanish Eyes", "Here In My Heart" und "Volare" machten ihn berühmt. Und dann hatte er auch noch einen spektakulären Filmauftritt: 1972 wirkte er neben Marlon Brando und Al Pacino in Francis Ford Coppolas Mafia-Drama "Der Pate" - er gab, im Mafiamilieu, den Sänger Johnny Fontane. Auch der Titelsong stammte von ihm.
Das war ziemlich ironisch, denn zu Beginn seiner Karriere war die US-amerikanische Cosa Nostra auf ihn aufmerksam geworden und wollte ihn zwingen, seinen Plattenvertrag mit Capitol Records zugunsten der kriminellen Organisation zu ändern. Al Martino kaufte sich mit 75.000 US-Dollar frei und lebte die nächsten sieben Jahre in England: Erst nach dem Tod des involvierten Gangsters konnte er seine Karriere in den USA fortsetzen.
Mit seiner Schmusestimme und einem untrüglichen Gespür für Romantik schaffte Al Martino das seltene Kunststück, alle Wellen der Popmusik mit seinem eigenen Stil lange zu überleben. Er sei die "letzte der Showlegenden gewesen", sagt Jerry Blavat, ein Radio-DJ aus Philadelphia, der noch am Vorabend mit Al Martino diniert hatte und gerne die Platten seines Idols spielte. Erst jüngst hatte Al Martino einen neuen Song eingespielt, "Trying to Find My Way". Und bei einem Gedächtniskonzert für den vor 50 Jahren verstorbenen Starsänger Mario Lanza war er ebenfalls angekündigt.
Geboren wurde er am 7. Oktober 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in Philadelphia. Sein bürgerlicher Name war Alfred Cini. Zunächst arbeitete er im Maurerbetrieb seines Vaters und schlug sich mit Nebenjobs als Boxer und in Nachtbars durch.
Kooperation mit Dieter Bohlen
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Cini bei den Marines im Pazifik, nahm an der Invasion von Iwojima teil und wurde dabei verwundet. Erst die Freundschaft mit dem um sechs Jahre älteren Opern-Tenor Mario Lanza, der ihn 1948 nach New York holte, brachte ihn auf die Idee, das Singen zum Beruf zu machen.
Er legte sich den Namen seines Großvaters Al Martino zu und nahm 1952 nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbs seine erste Single auf. "Here In My Heart" wurde auf Anhieb ein Welthit und verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Eine große, mehr als 50 Jahre anhaltende Musikerkarriere begann. Die 1965 erschienene Bert-Kaempfert-Komposition "Spanish Eyes" war dabei sein größter Hit.
1993 hatte Al Martino mit dem von Dieter Bohlen produzierten Album "The Voice To Your Heart" Erfolg. Vor zehn Jahren durfte er zusammen mit anderen Musikern bei Billy Joels 50. Geburtstag auftreten.
Doch eine im September 2007 geplante Deutschland-Tournee mit dem Volksmusiker Heino musste abgesagt werden. Die Hallen waren nicht zu füllen. Der Star aus Amerika hatte seine beste Zeit hinter sich, auch wenn junge Leute noch heute "Volare" singen.
Al Martino, der bewegende Herzenssänger, starb am Dienstag im Alter von 82 Jahren in seinem Elternhaus in der Nähe von Philadelphia.