Popkolumne:Wege aus der Diskursfalle

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Neue Platten von Father John Misty, Kettcar, Steven Patrick Morrissey und Margo Price versuchen Antworten auf die Frage zu geben, wie man noch miteinander reden soll. Das geschieht ironisch, romantisch, mal verbohrt. Und dann kommt noch ein Trojanisches Pferd.

Von Julian Dörr

Die Popmusik wäre nicht diese wundervolle Kraft des Fortschritts, würde sie dieser Tage nicht auch ein paar Antworten auf die Frage haben, wie man noch miteinander reden soll. Die erste stammt von Father John Misty. Unter dem Titel "Pure Country" hat der gerade eine Südstaaten-Version seines Songs "Pure Comedy" veröffentlicht. Die Gitarre twangt ein bisschen mehr, das Piano klimpert noch ein bisschen honky-tonkiger, dazu ein lächerlicher Akzent. Das ist nun freilich kein Country, sondern ein großartiger Song, recht halbgar verhunzt. Aber Joshua Tillman wäre nicht einer der cleversten Pop-Künstler unserer Zeit, würde er das nicht alles absichtlich und für eine große Pointe machen. Im Hillbilly-Duktus der alternativen Version fällt das hochironische Lamento des Originals nämlich sofort in sich zusammen. Und das feingeistige Stück über die absurde Lächerlichkeit des Seins verwandelt sich in dumpfes Right-Wing-Genöle. Nun hätten beide Lager, die Liberalen und die Konservativen, ihre Version, die sie instrumentalisieren könnten, sagt Tillman.

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