Phrasenmäher: Smart:Schlaumeier macht Karriere

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Wem der "Teufelskerl" oder der "tolle Hecht" zu sehr nach Geheimratsecken klang, der behalf sich früher mit dem Ausdruck "smarter Bursche". Heute sind selbst Konsumgüter smart.

Christopher Schmidt

"Ein smarter Bursche", sagte man doch tatsächlich in den siebziger Jahren - und das war auch noch als Lob gemeint! Von dem Wörtchen "smart" wurde da noch eher sparsam Gebrauch gemacht, und deshalb muss man erklären, dass sich seinerzeit mit dem smarten Burschen behalf, wem der "Haudegen", der "Teufelskerl" oder der "tolle Hecht" zu sehr nach Geheimratsecken klang.

Die Ingenieurs-Barbie mit Smart Phone: Wenn selbst Konsumgüter schon "smart" sind, wirkt jeder Einwand müßig. (Foto: AP)

Heute denkt man bei smart und Bursche allenfalls an ofenrohrartige Koteletten und taillierte Leder-Blazer. Aber schon damals schritt die Mutter unverzüglich ein, wenn eines ihrer lieben Kleinen den schmutzigen Ausdruck in den Mund nahm. Grund: Smart zu sein sei alles andere als lobenswert. Na gut, dann eben "schlauer Bursche".

Aber auch die deutsche Übersetzung fand keinen mütterlichen Beifall. Das sei es ja gerade, Schläue, also Gewitztheit, Gerissenheit sollte man nicht anstreben. Der Fuchs ist schlau, es gibt die Bauernschläue, in der Schläue liegt schon die Schliche, die Gaunerei, das übers Ohr hauen. Und "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" war der Name einer beliebten Fernsehsendung. Genau genommen heiße "schlau" eben nichts anderes als geschäftstüchtig.

Frühe Spracherziehung hat allerdings die Karriere der Smartness, wie man jetzt sagt, nicht aufhalten können. Telefone sind "Smart Phones", Sexspielzeuge "Smart Toys" und der "Smart" selbst - das ist ein Auto.

Bei all diesen Dingen, die schon dem Namen nach mit Intelligenz begabt sind, handelt es sich um keine, welche die Leute meiden, sondern um solche, die sie haben wollen. Und wenn Gewitztheit und elegante List bereits auf Konsumgüter übergegangen ist, wirkt jeder Einwand müßig.

Aber Vorsicht: "smart ass" - das ist nicht der tolle Hecht von heute, sondern der Schlaumeier. Das tröstet.

© SZ vom 20.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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