Pablo Dylan:Rockstar als Opa, Eminem als Vorbild

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Pablo Dylan ist der Enkel von Bob Dylan - musikalisch geht er in eine andere Richtung. Im kommenden Jahr will der 19 Jahre alte Hip-Hop-Produzent sein erstes Album veröffentlichen - und hat schon jetzt Pop-Geschichte geschrieben.

Von Andrian Kreye

Wenn man den Nachnahmen Dylan in so direkter Linie weiterträgt wie Bob Dylans Enkel Pablo, muss man damit rechnen, dass die Weltöffentlichkeit jede Form von Musik, die man produziert, sehr genau anhört. Pablo war 15, als er sich zum ersten Mal an die Öffentlichkeit wagte. Es handelte sich dabei um ein Mixtape mit dem Titel "10 Minutes". Mixtapes nennt man im Hip-Hop erste Skizzen und Versuche, die Produzenten zumeist ohne Hilfe einer Plattenfirma veröffentlichen.

Drei Jahre ist das her. Und hieße Pablo nicht Dylan, wäre sein Mixtape - wie so viele Versuche von Teenagern, auf ihrem Laptop im Kinderzimmer eine Musikkarriere zu beginnen - wieder in der Tiefe des Internets verschollen. Doch es waren eben nicht nur ein paar hundert Leute, die sich das anhörten, sondern eine halbe Million.

Eine kulturelle Bewegung ist das Ziel

Pablos Vater, der Filmemacher Jesse, hatte ihn gewarnt, was da so passieren könne mit diesem Nachnamen. Und so sagt Pablo heute auch über sein Erstlingswerk, es sei den allgemeinen Ansprüchen wohl nicht gerecht geworden. Seinen eigenen auch nicht, denn er verbrachte die vergangenen drei Jahre damit, in seinem Zimmer daheim in Santa Monica Hunderte Songs zu schreiben.

Jetzt ist Pablo 19 und hat gerade verkündet, dass er im kommenden Jahr sein erstes Album herausbringen werde. Wieder hat er Hip-Hop produziert. Er rappt selbst. Und wenn man sich den ersten Song "Midnight" anhört, den er nun auf der Musikplattform Soundcloud ins Netz gestellt hat, tut er das gar nicht so schlecht. Er beherrscht diesen leicht gebremsten Stil, der die Aggression hinter einem schläfrigen Duktus verbirgt. Man hört auch sein Vorbild Eminem durch, den ihm seine Mutter schon im Kindergarten vorspielte.

Das nötige Selbstbewusstsein für einen Rapper hat Pablo schon. Der Zeitschrift Rolling Stone sagte er, ihm schwebe so was vor, wie das Rick Rubin gemacht habe - eine kulturelle Bewegung zu schaffen. Rubin hat Hip-Hop vor dreißig Jahren zum Genre von Weltrang gemacht.

Erster Superstar-Enkel, der Karriere machen will

Es spielt aber erst einmal gar keine Rolle, ob sich das Album durchsetzen oder gar eine kulturelle Bewegung auslösen kann. Pablo Dylan hat jetzt schon Popgeschichte geschrieben. Er ist nämlich der erste Enkel der ursprünglichen Superstar-Generation, der Karriere machen will. Die Töchter und Söhne haben das ja schon ganz gut gemacht - Bob Dylans Sohn Jacob und John Lennons Sohn Julian sind solide Rockmusiker, Paul McCartneys Tochter Stella wichtige Modeschöpferin.

Wenn sich aber nun die Enkel beweisen, bedeutet das auch, dass die erste Generation, die mit Rock und Pop aufgewachsen ist, das Seniorenalter erreicht hat. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass die Fans des Großvaters so harsch mit Pablos Musik umgehen.

Bob Dylan wird übrigens nicht auf dem Album seines Enkels zu hören sein. Laut Pablo ist das "eine Unterhaltung, die nie stattgefunden hat und auch nie stattfinden wird".

© SZ vom 19.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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