Welch eine ungewohnte Stille. Zum ersten Mal seit Menschengedenken war die Siegfried-Wagner-Allee, die zum Bayreuther Festspielhaus führt, für Autofahrer gesperrt.
Die Festspielbesucher, die nach und nach zu Fuß eintrudelten, wirkten vermutlich deshalb sehr viel gelassener und entspannter als in früheren Jahren. Trotz der höchsten Sicherheitsvorkehrungen und der vielen uniformierten Polizisten, denen die Gäste andauernd ihre Tickets vorzeigen mussten.
Regisseur Uwe Eric Laufenberg, der zum diesjährigen Festspielauftakt Richard Wagners "Parsifal" inszenierte, setzte dagegen auf Konfrontation. Er erzählt von einem christlichen Kloster in der Nähe des Euphrat, das im Dauerclinch mit seinen islamischen Nachbarn liegt und zudem ein Führungsproblem hat.
Bayreuther Festspiele:Bayreuth für Dummies
Am Donnerstag beginnen die Richard-Wagner-Festspiele. Warum wollen da alle hin? Was ist eigentlich dieser "grüne Hügel"? Und wieso sind die Schweißflecken der Kanzlerin so wichtig? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Abt Amfortas ist im Harem eines verfeindeten Paschas schwach geworden. Jetzt leidet er an einer Jesus-Neurose und muss mit seinem Blut die Moral seiner Truppe stärken.
Gott sei Dank gibt es Dirigent Hartmut Haenchen, der erst vor wenigen Wochen für Andris Nelsons eingesprungen ist und jetzt straff und ohne je die Musik zu vernebeln auf Tempo und Klarheit setzt.
Stürmischer Applaus für Dirigent und Sänger
Am besten profitiert von diesem nüchternen Dirigat der grandiose Georg Zeppenfeld als Faktotum des Klosters. Er und sein Dirigent werden zuletzt genauso stürmisch und lautstark gefeiert wie Klaus Florian Vogt in der Titelrolle und Elena Pankratova als die große Verführerin Kundry.
Nur das Regieteam muss ein paar Buhs einstecken. Bayreuth hat damit also einen soliden "Parsifal" im Repertoire, der in erster Linie musikalisch punktet.