Oper:Der sicherste Weg, um vor sich selbst zu fliehen

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Sensationell gut: Regisseur Dmitri Tcherniakov siedelt Alexander Borodins selten gezeigte Oper "Fürst Igor" in Amsterdam als eindringliche Parabel zwischen Wahn und Wirklichkeit an.

Von Julia Spinola

Die Grauen der Schlacht sind nur an den Gesichtern der Soldaten abzulesen. Starr, mit schreckgeweiteten Augen blicken sie uns in Großaufnahmen an, bis ihre Züge in den Blitzen der Explosionen zu zucken beginnen und einer nach dem anderen fällt. Im Sterben umklammern sie einander, einer verzweifelt an der Leiche seines Kameraden, ein anderer, der Titelheld und Heerführer Fürst Igor, blickt mit blutender Kopfwunde noch sekundenlang entsetzt ins Leere, bevor es ihn niederstreckt. Die Sicht auf ihn wird dann von den Stiefeln der Sieger versperrt, die das leichenübersäte Schlachtfeld durchstreifen.

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