Neu im Kino:Nervenkitzel unterm Christbaum

In "Krampus" erwacht die dunkle Seite des Weihnachtsmannes, in "The Perfect Guy" mutiert der Traummann zum höllischen Stalker.

Von den SZ-Kinokritikern

4 Könige

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(Foto: dpa)

Tolle Akteure (Jella Haase, Paula Beer, Clemens Schick). Dramatische Momente, die mitten ins Herz gehen und lange nachwirken. Mit einer feinnervigen Poesie der Komplizenschaft erzählt Theresa von Eltz von vier Jugendlichen, die Weihnachten in der "Klapse" verbringen müssen. Weihnachtsfabel und Portrait traumatisierter Teenager, die, schwankend zwischen Trotz und Trauer, um ihr verschüttetes Selbstwertgefühl ringen.

The Perfect Guy

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(Foto: 2015 Sony Pictures Releasing GmbH)

Mit unerbittlicher Mechanik entpuppt sich der himmlische Traummann als höllischer Stalker. Ungelenk und vorhersehbar wirft Regisseur David M. Rosenthal die Maschinerie seines Psychothrillers an, um dann im weiteren Verlauf in der leeren Tiefgarage, unter der Dusche und am Computer Standardsituationen abzuspulen. Selbst interessante Schauspieler wie Sanaa Lathan und Michael Ealy haben keine Chance, den Pappfiguren eines Retortendrehbuchs Leben einzuhauchen.

Aus dem Abseits

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(Foto: missingFILMs / Isabelle Casez_credofilm2014)

Von einem, der zu viele Leben gelebt hat, um den Seinen ganz bekannt zu sein. So könnte diese dokumentarische Annäherung des Sohnes Simon Brückner an seinen Vater, den umtriebigen linken Sozialpsychologen Peter Brückner, auch heißen. Brückner junior redet mit Weggefährten, Partnerinnen und Halbgeschwistern über den charismatischen Professor, der in seiner Wohnung Audienz hielt und gelegentlich versucht haben soll, Ulrike Meinhof die RAF auszureden. Eine Spurenlese, die ganz im Sinne von Brückner senior Privates und Politisches vermischt, und dabei interessant zu schauen ist.

Blacktape

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(Foto: Gifted Films / Camino Filmverleih)

Wie erzählt man die Geschichte des Hip Hop in Deutschland? Zunächst versucht es Sékou Neblett mit den unausweichlichen Talking Heads (von Thomas D. bis Fünf Sterne Deluxe). Dann erfindet er sich einen ominösen Underground-Pionier hinzu. Durch die anschließende Schnitzeljagd gerät der Film zu einer merkwürdigen Melange aus Mockumentary, verstolperten Szenekrimi und Vexierspiel zwischen Mythos und Realität. Das hat hier und da Charme, mehr weiß man am Ende trotzdem nicht.

Das brandneue Testament

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(Foto: dpa)

Gott ist ein tyrannischer Kleinbürger aus Brüssel, lautet die Prämisse dieses unglaublich komischen, respektlosen Films von Jaco Van Dormael. Weil Tochter Ea die Nase voll hat von dessen bösen Spielchen, flieht sie ins richtige Leben und aktualisiert das Neue Testament ein wenig. Das Ergebnis ist Carpe-Diem-Kitsch - aber mit Stil und Klasse. Eine Videorezension zum Film sehen Sie hier.

Die Geschichte vom Astronauten

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(Foto: Godehard Giese)

Eine Schriftstellerin (Stephanie Petrowitz) sucht Inspiration auf einer Mittelmeerinsel und entdeckt eine Geschichte, die sich um die Rückkehr von Abwesenden dreht. Toller Film von Godehard Giese, weil eigenproduziert, weil an Antonioni erinnernd und weil die Figuren Ausländer des Daseins in einer außerweltlichen, archaischen Gegend werden. Im deutschen Film wirkt das wie von einem anderen Planeten.

Im Herzen der See

7 / 12
(Foto: Warner)

In diesem Action-Abenteuer erzählt Regisseur Ron Howard, die wahre Geschichte des Walfängerschiffs Essex und seiner Besatzung, die den Schriftsteller Herman Melville später zu seinem Roman "Moby Dick" inspirierte. Mit halb Hollywood an Bord verhandelt er den Kampf mit einem riesigen Pottwal leider nur als Effektspektakel ohne Interesse für die dunklen Obsessionen, die dieser irren Story innewohnen. Eine ausführliche Videorezension zum Film finden Sie hier.

Im Rausch der Sterne

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(Foto: dpa)

Ex-Junkie und Koch Adam (Bradley Cooper) kehrt zurück an den Herd, um sich endlich den dritten Michelinstern zu erkochen. Der Film von Regisseur John Wells ("August: Osage County") ist zwar erstklassig besetzt (unter anderem mit Daniel Brühl als französisch näselnder Restaurantchef) und bietet hübsche, schnell geschnittene Sequenzen aus der Welt der Haute Cuisine, ist sonst aber so überraschend wie Hausmannskost. Eine Videorezension zum Film finden Sie hier.

Krampus

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(Foto: Steve Unwin; Universal Pictures International France)

Spukhaus mal anders: Eine Großfamilie feiert Weihnachten zusammen und streitet dabei so lang, bis die dunkle Seite des Weihnachtsmanns erwacht. Plätzchen, Spielzeug, schaurige Monster greifen an, bei viel Geschrei stellt Regisseur Michael Dougherty klar, dass er die Liebe im Fest vermisst. Dafür beweist er, dass genug SFX und ein bisschen Gewalt es sehr unterhaltsam machen können.

Die Krone von Arkus

10 / 12
(Foto: pohlmann creatives 2015)

Mit gnadenloser Härte regiert Königin Schiija das Volk von Arkus. Doch den Straßenkindern Saraja und Jono gelingt es, das Geheimnis ihrer Macht zu lüften und über abenteuerliche Umwege die Stadt von der königlichen Schreckensherrschaft zu befreien. Franziska Pohlmanns Märchenerzählung ist eine Low-Budget-Produktion: Laiendarsteller, liebevoll gestaltete Kulissen, kitschige Gesangseinlagen und eine aus Pappe gebastelte Schildkröte, die mit einfachster Animationstechnik zum Komplizen gegen das Böse wird.

Wie auf Erden

11 / 12
(Foto: obs)

Fortsetzung von Wie im Himmel: Lena (Frida Hallgren) versucht den Chor wiederaufzubauen, den im ersten Teil der Star-Dirigent Daniel in einem kleinen, schwedischen Dorf zu ungeahnter Größe aufgemischt hat. Die Kirche und ein Profi legen ihr dabei Steine in den Weg, aber das Chaos siegt. Kay Pollacks Film tut so, als sei Unordnung grundsätzlich kreativ; was der Chor dann am Ende singt, klingt aber nach disziplinierten Proben.

Alle Jahre wieder - Weihnachten mit den Coopers

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(Foto: dpa)

Die amerikanische Familie an Weihnachten, das ist die brutalste Dysfunktionalität, aber höchst harmonisch, alles vollkommen durchgeknallt, aber sehr rührend. Herzensnot wird auf Missverständnis wird auf Ausrede getürmt, aber immer kommt dann doch der Moment, da all die Coopers zusammensitzen, draußen fällt dichter Schnee und sie singen und ja, John Goodman spielt Mundharmonika im Film von Jessie Nelson.

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