Sie lacht und strahlt geduldig die Fotografenmeute an, dass man sie bewundern muss. Nur kurz lässt Isabella Rossellini durchblicken, was sie von dem Auflauf bei der Buchpräsentation im Showroom ihres Verlegers Lothar Schirmer hält: "Ich denke, jetzt ist es genug", entfährt ihr ein Seufzer, um sich - ganz Profi - erneut nach links oder rechts zu wenden, das Buch höher oder tiefer zu halten und auch sonst geduldig den Wünschen der Fotografen zu entsprechen. Eigentlich will sie über ihr neues Buch sprechen, das druckfrisch vor ihr liegt: "Meine Hühner und ich" - und bitte "nicht anders herum", wie sie sich beeilt zu betonen.
In den Achtzigerjahren war sie das Gesicht der Kosmetikfirma Lancôme und in Haute Couture auf den roten Teppichen dieser Welt zu Hause. Seit einigen Jahren stapft Isabella lieber in Gummistiefeln und Allwetterjacke durch den Matsch auf ihrer "kleinen Farm" an der amerikanischen Ostküste.
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Dort lebt die Tochter von Roberto Rossellini und Ingrid Bergmann in einer umgebauten Scheune, pflanzt Biogemüse, hält Schafe, Truthähne und Bienen, studiert Verhaltensforschung - und züchtet neuerdings Hühner. Wenn ihr Hund bellend seine Kreise zieht, ihr buntes Federvieh sich um sie schart oder vorwitzig auf ihre Schulter flattert, ist die 64-Jährige glücklich.
Angefangen hat das mit den Hühnern vor vier Jahren. Da bestellte sie online Küken - und war überrascht über die Vielfalt, die der Pappschachtel entschlüpfte. Sie bat den Fotografen Patrice Casanova, das Heranwachsen des lieben Federviehs zu dokumentieren.
Entstanden sind Fotos, die aus flatternden Hühnern elegante Balletttänzer machen und die Vielfarbigkeit und Individualität dieser alten Rassen - denn nur solche gibt es auf Isabella Rossellinis Farm - dokumentieren. Sie selbst beobachtete die Hühner und zeichnete ihr Verhalten mit wenigen Strichen. Das Ergebnis sind hinreißend pointierte Karikaturen mit teils wissenschaftlichen, teils humorigen Anmerkungen, die aus Verhaltensforschung amüsanten Lesestoff machen.
Mit ihrem Regiedebüt "Green Porno" hatte sich Isabella Rossellini 2008 comicartig mit dem Sexualleben von Regenwürmern und anderem Getier beschäftigt. Ihren Hühnern widmet sie sich noch viel ernsthafter, bescheinigt ihnen Intelligenz und Persönlichkeit und macht deutlich, wie viel wir in Zeiten der Massentierhaltung verloren haben. Auf dieses Buch hat die Welt zwar nicht gewartet, ein wenig heiterer macht es sie aber allemal.
Isabella Rossellini: Meine Hühner und ich. Text und Zeichnungen von Isabella Rossellini, Fotos von Patrice Casanova, Schirmer/Mosel Verlag, 24,80 Euro, Ausstellung im Showroom, Galeriestraße 2, bis zum 29. April, Mo. bis Fr. 12 bis 19 Uhr, Sa. 12 bis 15 Uhr