Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Auch Wirtschaftsflüchtlinge sind liebenswert

In "Guten Tag, Ramón" landet ein illegaler Einwanderer in Wiesbaden, in "Let Us Prey" wimmelt es dagegen vor eindimensionalen Psychopathen. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

300 Worte Deutsch

1 / 9
(Foto: Bernd Spauke; DCM)

Der ätzende Deutsche: Christoph Maria "Stromberg" Herbst als Beamter des Ausländeramts, der rassistische Sprüche klopft und als Heuchler entlarvt wird. Sein Neffe Marc, der nette Deutsche, der sich in die hübsche, zwischen Tradition und Emanzipation schlingernde Deutsch-Türkin Lale (Pegah Ferydoni) verlieben darf. Klischee-Komödie zum Thema "Import-Bräute" von Züli Aladag. Die Liebesgeschichte hat Charme.

Blackhat

2 / 9
(Foto: Universal)

Die Not schweißt zusammen, und so kommt es, dass die Chinesen und die Amerikaner eine gemeinsame Mission starten, um einen Hacker-Angriff auf ein Atomkraftwerk aufzuklären - und dazu müssen sie ein Computergenie, dem keine Firewall heilig ist, aus dem Knast holen. Man verliert in Michael Manns Cyber-Terrorismus-Thriller leider bald den Überblick, so sprunghaft ist die Handlung - und Chris Hemsworth ist als philosophisch interessiertes Hacker-Genie mit natürlicher Agenten-Begabung und Mr.-Universum-Look irgendwie fehl am Platz. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Foxcatcher

3 / 9
(Foto: Studiocanal)

Wer glaubt, das Geld alles regelt, der denkt auch, er könnte Menschen besetzen. Bennett Miller erzählt in seinem leisen Drama sehr feinfühlig die Geschichte zweier Wrestler, die sich, als ihr Olympia-Ruhm zuneige geht, von einem exzentrischen Milliardär anheuern lassen - und ihm bald ausgeliefert sind, in einer Welt, in der alles ihm zu gehören scheint. Eine wahre Geschichte, großartig besetzt mit Steve Carell, Mark Ruffalo und Channing Tatum. Die ausführliche Sz-Filmrezension lesen Sie hier. Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier.

Guten Tag, Ramón

4 / 9
(Foto: Twentieth Century Fox)

Gut gemeinte Schnulze nach dem Motto: Auch Wirtschaftsflüchtlinge können liebenswerte Menschen sein. Regisseur Ramírez-Suárez erzählt vom jungen Mexikaner Ramón (Kristyan Ferrer), der als illegaler Einwanderer in Wiesbaden landet und auf bemerkenswert hilfsbereite Menschen trifft. Als fremdenfeindliche Bösewichter agieren ein Osteuropäer und ein Hausmeister mit Wiener Akzent, der behauptet, Bayer zu sein.

The Interview

5 / 9
(Foto: Sony Pictures)

In Sachen Comedy-Anarchie kommt derzeit niemand an Seth Rogen und Evan Goldberg ran, die mit dieser Travestie übers Showbusiness das träge Hollywood durchgerüttelt und mehrere Regierungen verrückt gemacht haben: Zwei amerikanische Trash-TV-Macher bekommen ein Exklusivinterview mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un, die CIA will, dass sie ihn umbringen, und die Scorpions pfeifen dazu "Wind of Change".

Jupiter Ascending

6 / 9
(Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture)

Ein weiteres Esoterik-Epos der "Matrix"-Schöpfer Lana und Andy Wachowski, die seit ihrem Überhit vor 16 Jahren nie mehr so richtig zur Hochform aufgelaufen sind. Channing Tatum und Mila Kunis kämpfen gegen einen Weltraumtyrann, der Weltraumtyrann kämpft gegen seine Familie und alle miteinander kämpfen mit Dialogen wie diesem: "Eure Majestät, ich habe mehr mit einem Hund gemein als mit euch". - "Ich habe Hunde immer geliebt".

Let Us Prey

7 / 9
(Foto: Drop-Out)

Von schwarzen Krähen umschwärmt entsteigt ein geheimnisvoller Fremder (Liam Cunningham aus Game of Thrones) dem tosendem Meer an der schottischen Küste, um in der Polizeiwache eines kleinen Kaffs ein finsteres Blutgericht abzuhalten. In seinem Debüt verrät Brian O'Malley ein Gespür für atmosphärisch starke Bilder und interessante Figuren, zu denen neben dem Fremden auch eine tapfere, junge Polizistin (Pollyanna Macintosh) gehört, verliert aber letztlich gegen ein krudes Drehbuch mit bedeutungsschweren Bibelzitaten und einer inflationären Ansammlung eindimensionaler Psychopathen.

V/H/S Viral

8 / 9
(Foto: Drop-Out)

Eine Anthologie im Found-Footage-Look: Vier Horror-Episoden von vier Regisseuren. Darin ein mörderischer Magier-Umhang; ein Eiscreme-Truck mit Eigenleben; ein Portal in ein paralleles Universum; ein mexikanischer Zombie-Totenkult. Teil drei der V/H/S-Serie ist schlimmster Trash - leider nicht von der Sorte, die man trotzdem oder gerade deswegen gerne guckt.

The Visitor

9 / 9
(Foto: Basis)

Katharina Schröter läuft durch Mumbai, Sao Paolo und Shanghai und lässt sich dabei filmen. Den Menschen, denen sie dabei begegnet und die sich ihr anbieten, begegnet sie programmatisch zugewandt, aber stumm. Was ihre Präsenz peinlich und beschämend werden lässt: Unterschiedslos treten hier Chinesen, Brasilianer, Inder auf - für ihr Schweigen. Als seien sie ihrer Sprache nicht würdig.

© SZ vom 05.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: