Kurzkritik:Spielfreudig

Lesezeit: 1 min

Zucchero und Band bringen den Blues in die Olympiahalle

Von Dirk Wagner, München

"In Blues We Trust", sagt Zucchero. Und der Blues vertraut dem italienischen Rockstar mit seinem markanten Hut. Er folgt ihm in jede musikalische Ausrichtung seines breit gefächerten Werks, das Zucchero mehr als drei Stunden lang spielfreudig in der Olympiahalle ausbreitet. Egal, ob dabei Gospelchöre die Musik dominieren oder der Honky Tonk einer Westerngeige, ob karibische Rhythmen zum Tanz auffordern, oder die beiden Schlagzeuger auf hängenden Trommeln einen Totenmarsch anstimmen, stets ist der Blues zu spüren, der seinem Blutsbruder Zucchero nicht mehr von der Seite weicht.

Warum sollte er auch? Weiß er sich doch bestens in dessen Stimme aufgehoben. Zumal diese sich von einer erstklassigen Band begleiten lässt, deren Mitglieder die Show auch gut mal alleine stemmen können. Etwa, wenn Zucchero seinem Organisten die Bühne überlässt, dem 77-jährigen Brian Auger, der 1969 mit Julie Discroll einige Hits wie "This Wheel's On Fire" hatte, darüber hinaus mit Größen wie Rod Stewart, Sonny Boy Williamson oder Jimmy Page spielte. Angefeuert vom Bläserensemble des zwölfköpfigen Ensembles und der stimmgewaltigen Sängerin Tonya Boyd-Cannon, entführt sein flinkes Tastenspiel nun das Publikum in eine abenteuerliche Jazzmusik. Sodann setzt sich Tonya Boyd-Cannon selbst an die Orgel und führt das Programm mit einer mitreißenden Coverversion von B. B. Kings "Rock Me Baby" wieder dem Blues zu, bevor Zucchero erneut ins Rampenlicht tritt.

Beinahe das komplette Album "Black Cat", das im Frühjahr 2016 erschienen ist, bietet er an diesem Abend. Dann erst zuckert er das Programm mit älteren Hits und lässt für das Duett "Misere" auch noch den verstorbenen Tenor Pavarotti über die Leinwand zuspielen. Bevor Zucchero das Publikum schließlich mit "Senza Una Donna" entlässt, vervollkommnet er noch den Creedence Clearwater Revival-Klassiker "Long As I Can See The Light". Kurz gesagt: Zucchero vertraut dem Blues nicht nur, er ist selbst der Blues.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: