Kunst:Warhol bleibt in Teheran

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Iran sendet keine Kunst nach Berlin, das geplante Ausstellungsvorhaben wird abgesagt. Offenbar liegen die Gründe für das Scheitern in der iranischen Innenpolitik.

Von Kia Vahland

Der Traum ist geplatzt: Bis auf Weiteres wird es keine Ausstellung mit Werken aus dem Teheran Museum of Contemporary Art (TMOCA) in Berlin geben. Geplant war die Schau erst für Dezember, dann für Januar in der Berliner Gemäldegalerie. Doch die Iraner schickten die ausgewählten Werke nicht auf Reisen. Zuletzt scheiterte die Ausfuhrgenehmigung offenbar daran, dass Staatspräsident Hassan Rohani seine Unterschrift verweigerte. Derweil wollte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die Veranstalterin der Schau, nicht länger warten. Nach Ablauf einer Frist kündigte die Stiftung nun den Vertrag. Damit ist die Tür nicht für alle Zeiten zugeschlagen, doch das geplante Vorhaben wird so nicht stattfinden.

Es sollten 30 Werke der internationalen Moderne zu sehen sein, welche Farah Diba, die Frau des letzten Schahs, für die Museumseröffnung im Jahr 1977 angekauft hatte. Sie erwarb damals unter anderem Stücke von Wassily Kandinsky, Andy Warhol und Jackson Pollock, aber auch neue Arbeiten aus Iran. 30 Werke iranischer Künstler sollten ebenfalls nach Berlin reisen. Das Projekt sollte die Beziehungen zu Iran festigen und bestenfalls mit den Mitteln des Kulturaustausches einen politischen Wandel in Iran herbeiführen.

Auch deutsche Politiker zogen nicht an einem Strang

Gescheitert ist die Schau nun auf iranischer Seite. Doch auch die deutschen Politiker zogen nicht bis zum Schluss an einem Strang. Vor einigen Monaten distanzierte sich plötzlich Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der Idee. Ihr Sprecher nennt der SZ drei Gründe für den Sinneswandel: Grütters habe es vorgezogen, die modernen Werke würden in Teheran ausgestellt, sodass zuerst das heimische Publikum sehen könne, was das Land besitzt. Zudem sei die Kulturstaatsministerin entsetzt gewesen, dass der iranische Museumsdirektor Majid Mollanoroozi bei der Preisverleihung zu einem Wettbewerb mit Holocaust-Karikaturen aufgetreten war. Und in der Sammlung (nicht aber in der Auswahl für die Berliner Schau) könnten sich womöglich auch Werke befinden, welche einst die Nazis jüdischen Sammlern abgepresst haben.

Grütters' Ministerium zog sich zurück, und das Ministerium von Frank-Walter Steinmeier übernahm. Statt mit dem iranischen Museumsdirektor redete das Amt mit dem stellvertretenden Kulturminister Ali Moradkhani, und die Gespräche schienen vielversprechend zu sein. Die Berliner Museumsleute hofften noch im Dezember auf eine Eröffnung 2017. Dann aber stockten die Verhandlungen. Eine Delegation der SPK und des Auswärtigen Amtes konnte bei einer Teheran-Reise das Blatt nicht mehr wenden. Die Ausstellung war auf der Ebene der Berliner Museumsleute perfekt vorbereitet. Auch Irans Kultur- und Außenminister unterstützten das Projekt. Nur müsse Staatspräsident Hassan Rohani zustimmen, hieß es. Dies aber war eine politische Eskalation, die zeigte: Es ging nicht mehr um Kunst, sondern um iranische Innenpolitik.

Das deutsche Außenministerium will trotz der Absage an der Idee festhalten, durch Kulturaustausch mit Ländern wie Iran ins Gespräch zu kommen: "Dieser Ansatz bleibt gerade auch mit Blick auf schwierige Partner wichtig", heißt es aus dem Auswärtigen Amt.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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