Kunst:Kommt sie oder kommt sie nicht?

Die berühmte Kunstsammlung der Schah-Gattin Farah Diba wird nun erst später in der Berliner Nationalgalerie gezeigt - wenn überhaupt. Ein Platzen des Projekts wäre eine Schlappe für Außenminister Steinmeier.

Von Catrin Lorch und Sonja Zekri

Die Ausstellung der kostbaren Kunstsammlung der persischen Kaiserin in Teheran kommt möglicherweise doch nicht nach Berlin. Statt am 4. Dezember werde man die Schau in der Neuen Nationalgalerie kurz vor Weihnachten eröffnen, hieß es vor Wochen aus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der iranische Kulturminister Ali Dschanati trat zurück, sein Nachfolger Salehi Amiri müsse das Projekt noch freigeben. Aber kurz vor dem angekündigten Termin fehlt die entscheidende Unterschrift aus Teheran noch immer. Offensichtlich ist die Präsentation der iranischen Sammlung westlicher Nachkriegskunst in Berlin - ein Lieblingsprojekt von Außenminister Frank-Walter Steinmeier - noch komplizierter als gedacht.

Im Auswärtigen Amt will man das Projekt weder garantieren noch abschreiben: "Es gibt tatsächlich Verzögerungen", heißt es dort: "Es ist für uns nicht leicht zu verstehen, warum. Wir haben allen Grund, die von der Regierung des iranischen Präsidenten Hassan Rohani gewollte Öffnung zu unterstützen, auch wenn es Widerstände in Iran gibt, und erst recht in der Kulturpolitik." Andreas Görgen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, wird mit dem deutschen Kurator der Ausstellung, Joachim Jäger, um den 10.

Dezember herum nach Teheran fliege, um den Durchbruch zu erzielen. Farah Diba, die Gattin des Schahs, hatte die Sammlung für viele Millionen Dollar zusammengestellt und dafür unter anderem Werke von Jackson Pollock, Francis Bacon und Andy Warhol gekauft. Nach dem Sturz des Schahs und der islamischen Revolution verschwanden die Werke für Jahrzehnte im Depot. Jetzt sollen ausgewählte Bilder erstmals wieder im Westen gezeigt werden, erst in Rom, dann in der Neuen Nationalgalerie in Berlin - zusammen mit Werken zeitgenössischer Kunst aus Iran. Deutsche Berichte, dass es sich bei einigen Werken aus Teheran um Fälschungen handele und die Sammlung verwahrlost sei, weist der Kurator Jäger zurück: "Es gibt Bereiche des Museums, die sind in schauerlichem Zustand. Die ganz großen bedeutenden Werke im Hauptdepot werden jedoch gut aufbewahrt." Vor Fälschungen sei man nie gefeit, "aber ich sehe da nicht einmal einen Anfangsverdacht." Majid Mollanoroozi, Direktor des Tehran Museum of Contemporay Art, das die Sammlung beherbergt, wird in jedem Fall nicht nach Berlin reisen: Er hatte sich an einer Ausstellung von Holocaust-Karikaturen beteiligt.

Käme die Ausstellung in Berlin nicht zustande, wäre das bitter für Steinmeier, der auf Kultur als Instrument der Diplomatie setzt. Er wollte das Gastspiel der Sammlung als Beweis für die neuen Beziehungen nach Teheran präsentieren. Damit die millionenschwere Ausstellung überhaupt nach Berlin kommen kann, bürgt der Bund. Andererseits sind derartige Querelen in der Kooperation mit einem so undurchschaubaren, ungeübten Partner wie Iran wenig überraschend. Offenbar ist die Sammlung in Iran zum Gegenstand innenpolitischer Auseinandersetzungen geworden, einige Kräfte betrachten sie inzwischen als iranisches Kulturerbe, das gar nicht reisen darf - und schon gar nicht in den Westen, der die Werke womöglich behält: Die Sammlung ist zum Politikum geworden.

In der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hört man zuversichtliche Töne. Vizepräsident Günther Schauerte hatte die ersten Verhandlungen mit dem Museum in Teheran geführt. Grund für die erneuten Verzögerungen sei, dass Irans Kulturminister Amiri das Projekt noch einmal prüfen wolle, so Schauerte: "Wir gehen davon aus, dass er das wohlwollend tun wird. Aus Teheran hören wir, dass eine Entscheidung, die offenbar politisch gefällt wird, unmittelbar bevorsteht. Wir sind - auch nach Aussagen der Kollegen vor Ort - optimistisch, dass sich das rasch regelt." Allerdings stehen die Berliner Säle im Dezember erst einmal leer, was finanzielle Einbußen bedeutet. "Die Ausstellung wird ein Publikumsrenner", so Schauerte, "da werden wir geänderte Laufzeiten absolut verkraften."

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