Kritik am eigenen Song:"Ein Lied über Nazis würde bei uns heute anders klingen"

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Roger Manglus (links) und Florian Schuster (rechts) von der Münchner Rap-Band Blumentopf haben kürzlich ihr Album "Clap Your Fingers" veröffentlicht. (Foto: Christoph Neumann)

Die Blumentopf-Rapper Roger & Schu hinterfragen ein Lied auf ihrem neuen Album - weil es nicht zur aktuellen Lage passt.

Von Klara Fröhlich

SZ: Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie den Song "Nazis" von Ihrem Album "Clap Your Fingers" nicht mehr spielen. Warum?

Roger Manglus: Wir spielen ihn schon noch, aber nur bei Auftritten, wo er passt. In der aktuellen Debatte könnte es so rüberkommen, als würden wir das Wort "Nazi" verharmlosen.

Sie reihen in den Strophen ganz viele Kombinationen mit dem Wort "Nazi" aneinander. Zum Beispiel "Apple, Tofuwurst, offline Nazis". Wie ist das gemeint?

Wir regen uns darüber auf, wie manche Begriffe im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden. Zum Beispiel wurde das Wort "schwul" lange Zeit als ein Synonym für etwas Schlechtes benutzt. Bei dem Lied beziehen wird uns darauf, dass das Wort "Nazi" auch manchmal anders benutzt wird. Auf diese Weise bezeichnet man zum Beispiel auch eine Person, die keine Argumente von außen wahrnimmt - egal wie die Fakten aussehen. Wenn zum Beispiel ein extremer FC-Bayern-München-Fan immer noch total euphorisch ist, selbst wenn der Verein schlecht spielt, ist er eben ein FC-Bayern-München-Nazi. Diese Meinungsstarrheit greifen wir auf.

Es ist aber nicht nur ein Lied über den Gebrauch des Wortes.

Nein. Es gibt sehr viele Leute, die so festgelegt auf die eigene Meinung sind, dass sie nicht nach links und rechts schauen. Das war der Knackpunkt für uns, dieses Lied zu schreiben. Der Begriff drückt in diesem Zusammenhang auch eine Wahrheit aus.

Warum hinterfragen Sie den Song jetzt?

Wir fragen uns, ob der Song gerade jetzt zur aktuellen Lage passt. Wir haben die Lieder vier Monate vor der Albumveröffentlichung Mitte September 2015 fertiggemacht. Da hatten wir noch eine andere Situation in Deutschland. Dass sich die Situation so entwickelt und Flüchtlingsheime in Brand gesteckt werden, konnten wir zum Zeitpunkt der Albumproduktion nicht vorhersehen. Ein Lied über Nazis würde bei uns heute anders klingen. Wir würden viel kritischer sein und das aufgreifen, was in den vergangenen Wochen passiert ist.

Haben sich Fans schon darüber beschwert?

Nein, wir sind da selbstkritisch genug, um von alleine darauf zukommen. Die Band Blumentopf hat schon viel gegen Nazis gemacht. Auch Schu und ich positionieren uns ganz klar gegen Rechtsradikalismus. Das Lied DPM auf dem Album "Clap Your Fingers" zeigt das deutlich.

Spielen Sie das Lied denn trotzdem bei Live-Auftritten?

Wir finden die Idee immer noch gut. Wenn wir am 8. Oktober in München bei der Einweihung einer Flüchtlingsunterkunft auftreten, werden wir den Song aber nicht spielen. Da brauchen wir eine andere Botschaft.

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