Kino:Gal Gadot spielt "Wonder Woman" und bekommt Leinwandverbot

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Gal Gadot spielt "Wonder Woman" und sorgt in Libanon für ein Vorführungsverbot des Films. (Foto: dpa)

In Libanon darf die Comicverfilmung nicht gezeigt werden. Grund ist die Vorliebe der israelischen Schauspielerin für die Armee.

Von Moritz Baumstieger

Auf einigen Plakatwänden in Libanon reckte Gal Gadot auch noch am Donnerstag entschlossen ihr Schwert in die Höhe. Der Film, den die Poster bewerben sollten, war am Mittwochabend verboten worden, nur wenige Stunden vor der Premiere. Nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern wegen ihr, der Hauptdarstellerin. Doch um die amazonenhafte Superheldin "Wonder Woman" zu überkleben, hatte wohl so schnell niemand Zeit gefunden.

Gal Gadot, 32 Jahre alt, stammt aus Israel und ist damit Bürgerin eines Staates, mit dem sich Libanon offiziell im Krieg befindet. Bisher hatte es jedoch kaum jemanden gekümmert, wenn im Kino Schauspieler aus dem Feindesland auf der Leinwand auftauchten. Blockbuster mit der israelischen Staatsbürgerin Natalie Portman liefen in Libanon genauso wie die jüngsten Produktionen von Gadot. Sie spielte zuletzt in mehreren Teilen der Filmreihe "Fast and Furious" mit, vergangenes Jahr hatte sie in ihrer jetzigen Rolle als Wonder Woman einen Gastauftritt in der Comicverfilmung "Batman v Superman".

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Schon damals aber versuchte eine Gruppe Israelgegner in Libanon, den Film aus den Kinos verbannen zu lassen - wegen Gadots Vorleben. Nachdem diese im Alter von 18 Jahren zur Miss Israel gewählt worden war, leistete sie ihren Militärdienst ab. "Die Soldaten liebten mich", sagte Gadot später, "ich habe sie fit gemacht." Nach eigenen Angaben verdingte sie sich bei der Armee vor allem als Kraft- und Gymnastik-Trainerin. Im Libanon-Krieg 2006, der bisher letzten militärischen Auseinandersetzung beider Staaten, kämpfte sie nicht.

Ihren großen Durchbruch schaffte Gadot dann auch in Uniform - oder besser: in Teilen derselben. 2007 war sie Model eines Foto-Shootings für die US-Zeitschrift Maxim. "Die Auserwählten. Frauen in der israelischen Armee", hieß die Strecke, durch die man auch Hollywood auf sie aufmerksam wurde.

Dass die libanesischen Aktivisten "Wonder Woman" nun als "israelischen Soldatenfilm" brandmarkten und das Wirtschaftsministerium überzeugen konnten, ihn deshalb zu verbieten, liegt auch daran, dass sich Gadot weiter zur Armee bekennt. Als im Sommer 2014 der Gaza-Krieg tobte, während dem Beobachter der israelischen Armee Menschenrechtsverstöße vorwarfen, postete Gadot ein Bild von sich und ihrer 2011 geborenen Tochter Alma vor zwei Kerzen. Sie beteten für die Jungs und Mädels, schrieb sie zum Foto, "die ihr Leben riskieren, um mein Land vor den grausamen Aktionen der Hamas zu beschützen".

Libanesische Fans der mit einem Unternehmer verheirateten Mutter zweier Töchter müssen aber nicht verzweifeln: Schon Kopien der Maxim-Ausgabe mit Gadots Pin-up-Fotos wurden heimlich unter Beiruter Ladentheken verkauft. Und auch schwarzgebrannte DVDs von "Wonder Woman" dürften bald auf den Märkten Libanons erhältlich sein. Wahrscheinlich schon, bevor die letzten Filmplakate entfernt wurden.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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