Katholischer Geistlicher als "kreuz.net"-Autor geoutet:Fromm und frech

Ein Pfarrer hat zugegeben, dass er als Kommentator auf "kreuz.net" zugange war. Er will auf dem Internet-Portal, gegen das die Justiz deutschlandweit wegen Volksverhetzung ermittelt, aber niemanden beschimpft haben. Die Betroffenen dürften das anders sehen.

Rudolf Neumaier

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Ein Kreuz in einem Gerichtssaal: Ob Pfarrer Hendrick Jolie wegen seiner Kommentare auf der Internet-Seite "kreuz.net" mit arbeitsrechtlichen Schritten rechnen muss, ist noch unklar. Der zuständige Bischof Karl Kardinal Lehmann ist ein gütiger Mann. Das könnte Jolie helfen.

(Foto: dpa)

Äußerlich gibt sich Hendrick Jolie, Pfarrer im hessischen Mühltal, überaus fromm. Er lässt sich gern in Soutane sehen und wirbt für die Mundkommunion, bei der die Empfänger der Hostie selbstverständlich knien.

Seine Blogs im Internet zeugen nicht nur von tiefem Glauben, sondern auch von der vielen Freizeit, die katholische Seelsorger trotz des eklatanten Personalmangels offenbar immer noch haben: Jolie schreibt viel. Und er schreibt auch auf dem Internet-Portal "kreuz.net", gegen das die Justiz deutschlandweit wegen Volksverhetzung ermittelt. Er ist der erste Geistliche, der zugeben musste, als Kommentator auf der Internetseite zugange gewesen zu sein.

Am Telefon wirkt er reserviert. Ihm sei "nicht bewusst gewesen", dass er durch seine Kommentare "in einen Topf geworfen wird mit denen, die da sonst noch schreiben".

Eine Woche zuvor hatte er noch jegliche Beteiligung abgestritten. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagt er nun, denn er habe weder gehetzt noch andere Personen beleidigt. Nicht gehetzt? Das würde Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, vielleicht anders sehen. Ihn sekkiert er mit spitzen Bemerkungen, und über den Episkopat schreibt er - wie fast immer in Kleinschrift: "der papst tut mir leid / was der für bischöfe hat."

Den österreichischen Pfarrer S., der Zölibatsgegner auf eine Stufe mit Hitler stellte, lobt er mit den Worten "guter mann, dieser s." und im Oktober 2010 korrigiert er einen anderen Kommentator: "muss es nicht 'pimpern' heißen und nicht 'pimbern' fragt sich der in diesen dingen nicht sehr bewanderte aber weiterhin freche jolie."

Initiative von Homosexuellen erzwang Outing

Mit "frecher jolie" unterschreibt der Pfarrer fast alle seine Posts. Mehr als diese Urheberschaft beichtet der kecke Priester jedoch nicht - obwohl sich nachweisen lässt, dass Jolie auch mehrmals per Mail mit der Redaktion von kreuz.net in Kontakt getreten ist. Weder darüber noch über mögliche Konsequenzen für seine Tätigkeit will er einen Kommentar abgeben.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) drohte Geistlichen, die auf kreuz.net veröffentlichen, vor wenigen Wochen mit arbeitsrechtlichen Schritten. "Für katholische Priester ist kreuz.net keine Plattform!", betont DBK-Sprecher Matthias Kopp auch nach dem erzwungenen Outing des Pfarrers Jolie, das pikanterweise nicht auf die Initiative der Kirche selbst zurückgeht, sondern auf eine Aktion von Homosexuellen.

Der Berliner Bruno-Gmünder-Verlag hatte sie mit dem schwulen Theologen David Berger gestartet, nachdem auf 'kreuz.net' der schwule Fernsehmoderator Dirk Bach posthum aufs Übelste verunglimpft worden war. Für arbeitsrechtliche Schritte gegen Hendrick Jolie ist nun aber das Bistum Mainz zuständig. Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann ist ein gütiger Mann. Das könnte Jolie helfen.

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