40 Jahre "Der weiße Hai":Biss zum letzten Schrei

Lesezeit: 6 min

Da kann man schon schreien: Expeditionsmitglied Westridge (Jonathan Hyde) im Angesicht der Anaconda. (Foto: Sony Pictures)

So alt - und immer noch zum Fürchten: Steven Spielbergs "Der weiße Hai" wird 40. Zu diesem Anlass: eine Hommage an Filmmonster, von "Anaconda" über "Sharknado" bis zum "Werschaf".

Aus der SZ-Redaktion

Anaconda (1997)

"Snakes don't eat people", sagt Jennifer Lopez im Trailer zu "Anaconda" trotzig. Schlangen fressen keine Menschen. Man ahnt: Sie hat keine Ahnung. Und tatsächlich sind am Ende der Amazonas-Expedition nicht mehr viele Mitglieder der prominent besetzten Forschungsgruppe übrig. Owen Wilson (als Hawaiihemden-tragender Sunnyboy Gary) muss genauso dran glauben wie Jon Voight (als sinistrer Schlangenjäger Serone mit fettigem Pferdeschwanz). Alle erwürgt und/oder verschlungen von einer menschenhungrigen Anaconda, die zu Wasser wie zu Land meuchelt.

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Kaum zu glauben, dass für einen solchen Plot gleich mehrere Stars (oder solche, die es werden wollten) zusagten, neben den bereits Genannten ist auch Rapper Ice Cube zu sehen. Aber es waren eben die Neunziger, das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks. Nichtsdestotrotz war "Anaconda" 1997 sechs Mal für den Schmähpreis "Goldene Himbeere" nominiert - doch nicht mal dafür reichte es am Ende. Den Schauspielern selbst soll der Film übrigens so egal gewesen sein, dass sie am Set lieber kifften, als ihren Text zu lernen.

Heute ist "Anaconda" Kult - oder zumindest ein Film der Liebhaber-Kategorie "So mies, dass er schon wieder gut ist". Und das Genre des Schlangenhorros lebt: 2006 erschien "Snakes on a Plane" mit Samuel L. Jackson. Darin soll ein Mörder in einem Flugzeug von Hawaii in die USA überführt werden. Um das zu verhindern, lässt er seine Schergen eine Kiste Giftschlangen an Bord bringen. Damit nicht genug: Die Handlanger besprühen die Blumenkränze der übrigen Flugpassagiere mit einem Pheromon, das aus Schlangen Killerschlangen macht.

Atemberaubender Stuss - da passt schon wieder das "Anaconda"-Motto: "When you can't breathe, you can't scream." Wenn du nicht atmen kannst, kannst du nicht schreien.

Tipp: Mörderische Frösche statt Schlangen - dafür mit Umwelt-Botschaft - gibt es im Siebzigerjahrestreifen "Frogs - Killer aus dem Sumpf".

(Johanna Bruckner)

Arachnophobia (1990)

Arachnophobie - das ist die Furcht vor Spinnentieren. Auch Familienvater Ross Jennings (Jeff Daniels) leidet darunter: Beim Anblick der achtbeinigen Tierchen wird er zum Körperclown und gibt Laute von sich, die Tonlagen-technisch auch von seiner Tochter Shelly stammen könnten. Aber die ist tough, genauso wie Mutter Molly - in der Familie Jennings sind die Männer die Angsthasen. Das ist das einzige Klischee, das "Arachnophobia" - mitproduziert von keinem Geringeren als Steven Spielberg - nicht bedient. Der Plot ist ein aberwitzige Ansammlung von Horrorstereotypen.

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Man nehme ein Forschungsgruppe, die im Amazon-Regenwald nach neuen Spezies sucht und eine bislang unbekannte Spinnenart enteckt. Die ist schon im Naturzustand hochaggressiv. Dass eines der Tierchen in einem Sarg in die USA gelangt - man ahnt es: darin liegt das erste von vielen Todesopfern der Mörderarachnide - wirkt nun auch nicht eben entspannend. Im neuen Land paart sich das Männchen mit einer gewöhnlichen Hausspinne und zeugt jede Menge Nachwuchs. Ausgerechnet in der Scheune von Familienvater Jennings.

Was dann kommt, erzählt sich eigentlich von selbst, deshalb hier nur einige Stichworte: kreischende Dorfbewohner, eine Spinnenkönigin und ihr General, Flammenwerfer. Unterstützung im Kampf "Mann gegen Spinne" kommt von Kammerjäger McClintock. Der wird gespielt von Roseanne-Dad John Goodman - was den Film zumindest in die Nähe des Kult-Spinnen-Grusels "Tarantula" bringt. Und in einem ist der Neunzigerjahre-Film dem B-Movie-Klassiker von 1955 sogar voraus. Die Catchphrase ist einfach nur großartig (und würde durch eine Übersetzung verlieren, deshalb hier das Original): "Eight legs. Two fangs. And an attitude."

(Johanna Bruckner)

Sharknado (2013)

Der Name ist Programm. Da werden also Tausende Haie, die zuvor auf einem russischen Kutter gefangen waren (wo sonst?), von einem Tornado aufgesaugt - und über Los Angeles wieder abgeworfen. Nein, halt - was ja jedes Kind, dass Meerestiere an Land nicht überleben können: Die Haie werden in den mit Salzwasser angereicherten Windhosen durch die Stadt gewirbelt. Logisch! Gell?

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Natürlich wird so ein Hai unterwegs hungrig, und weil die Geschichte nun wirklich niemand mehr glauben würde, wenn der Sturm auch noch Hai-Nahrung transportiert, tun sich die Tiere eben an den Einwohnern von Los Angeles gütlich. Das ist selbstverständlich ein Euphemismus für das Splatter-Spektakel des Jahres 2013: Ursprünglich für den US-Spartensender Syfy produziert, wurde der Film quasi über Nacht ein weltweiter Erfolg - und innerhalb kürzester Zeit zum Kult. Was im Grusel-Subgenre "Horror mit Haien" gar nicht so einfach ist. Man denke nur an Spielbergs genialen "Der weiße Hai" von 1975 und sicher nicht an die schlechten Nachfolger von 1978 "Der weiße Hai 2", "Der weiße Hai 3-D (1983) oder "Der weiße Hai - Die Abrechnung" von 1987. Oder aber auch an den spannenden "Deep Blue Sea" (1999) sowie die wesentlich irreren jüngere Varianten wie "Sharktopus" und "Dinoshark" (jeweils 2010).

Auch andere Unterwasserräuber verwandelten sich auf der Fernseh- oder Kinoleinwand bereits zu menschenmordenden Monstern. Piranhas, zum Beispiel. Im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1978 züchtet das US-Militär die Fische zu Killermaschinen heran, um sie Vietnamkrieg einzusetzen. Oder besser: auszusetzen, in Flüssen im feindlichen Nordvietnam - Details sind in solchen Filmen wichtig. Hier ein weiteres: "Piranhas"-Regisseur Joe Dante ein echter Meister, wenn es um Tiermutationen geht, denn von ihm stammt auch ...

(Johanna Bruckner)

Gremlins (1984)

Kein anderer Film spielt so herrlich mit dem Klischee "Aus knuffig wird tödlich" wie diese bitterböse Horrorkomödie. Vorstadtjunge Billy (Zach Galligan) bekommt zu Weihnachten den Mogwai Gizmo, ein flauschiges, chinesisches Fabelwesen. Ein putziges Haustierchen, aber nur so lange sich Billy an die mittlerweile berühmte Regel hält: Kein Essen nach Mitternacht! Eine Portion Chicken Wings zu später Stunde und die Mogwais - Gizmo hat sich nach Kontakt mit Wasser auch noch vervielfacht - verwandeln sich in schleimige Gremlins. Und die versauen den Spießern erstmal so richtig das Weihnachtsfest.

Zu süß für einen Killer? - gibt es im Film nicht. Selbst Biber ("Zombiber", 2014) werden gewalttätig. Auch Schafe entdecken den Mörder in sich. Im neuseeländischen Low-Budget-Horror "Black Sheep" (2006) hetzen genmanipulierte Schafe durch die grünen Hügel des Auenlands. Der Plot selbst ist so holprig wie eine neuseeländische Landstraße: Schaf mutiert zu Killer-Schaf mutiert zu Werschaf. Die Rache der Schlachtbank als Unterkategorie des Monsterfilms, wenn man so will. Dazu passt auch ganz gut der TV-Trash von "Hogzilla" (2014), in dem eine dämonische Sau ein paar Boulevardjournalisten durch die Sümpfe der US-Südstaaten jagt.

Wenn wir schon von Werschafen und wildgewordenen Schweinen sprechen, lohnt sich ein Abstecher in das Subgenre des Werwolf-Films, im weitesten Sinne ja auch ein mutiertes Tier. "American Werewolf" (1981) von "Blues Brothers"-Regisseur John Landis ist eine Perle des Achtzigerjahre-Kinos. Die alte Mär vom bösen Wolf als Kulturenclash und Pubertäts-Parabel, voller Blutlust, aus einer Zeit, als Werwölfe noch nicht mit glitzernden Vampiren um die jungfräuliche Liebe eines Mädchens kämpften.

(Julian Dörr)

Die Fliege (1986)

Die Geschichte: Mithilfe von Teleportation will der Forscher Seth Brundle (Jeff Goldblum) lebende Objekte von einem Ort zum anderen zu senden. Nach einem geglückten Experiment mit einem Affen traut er sich selbst in die Teleportationskammer - in der dummerweise auch eine Fliege sitzt. Der Computer vermischt die DNS von Mensch und Tier, heraus kommt ein verrückter Wissenschaftler mit Superkräften, dem im Verlauf des Films diverse Körperteile, nun ja, abhandenkommen.

Fingernägel fallen aus, Schleim suppt aus der Nase, und irgendwann fällt Seth die Kinnlade nicht nur runter, sondern ab. Wie eine Mischung aus E.T. und Riesentermite sieht er am Ende der Verwandlung aus. Feinster Körperhorror von Regisseur David Cronenberg. 1986 wurde "Die Fliege" (eigentlich ein Remake eines Films von 1958) mit dem Oscar für das beste Make-up ausgezeichnet - völlig zurecht. Und Schauspieler Jeff Goldblum hat anscheinend nach seinem Dasein als Fliegenmensch Gefallen an Monsterfilmen gefunden: 1993 und 1997 war er in Steven Spielbergs "Jurassic Park" und der Fortsetzung "Vergessene Welt" als Mathematiker und Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm zu sehen. Dort ließ er sich von wildgewordenen Dinosauriern jagen. Da wären solche Fliegen-Flügel auch bestimmt hilfreich gewesen.

Mehr aggressive Krabbeltiere gibt es im Horrorfilm "Bug Buster" aus dem Jahr 1998 - dort überfallen mutierte Kakerlaken die Bewohner einer amerikanischen Kleinstadt. Doch Insektenmutanten sind kein Phänomen der Neunziger. "The Millenium Bug" von 2014 lässt ein Urzeitviech aus dem Boden kriechen, das eher einem fleischfressenden Dinosaurier als einem kleinen Käferchen ähnelt. Und "They Nest -Tödliche Brut" (2000) erzählt die unvermeidliche Geschichte, wenn es um Insektenhorror geht: Auf einer Insel vermehren sich Kakerlaken-ähnliche Käfer, indem sie Eier in Menschen ablegen, die sie zuvor gebissen haben. So haben ihre Larven praktischerweise direkt etwas zu fressen.

King Kong und die weiße Frau (1933)

Der Monsterfilm ist beinahe so alt wie das Kino selbst, und was wäre diese Liste ohne den Urvater aller Filmmonster: den Riesenaffen King Kong. 1933 raubte er zum ersten Mal eine kreischende Dame und kletterte auf das Empire State Building. Und all das nur, weil gierige Geschäftsmänner ihn seines natürlichen Umfelds beraubt hatten. Im Kinosaal saß damals ein junger Ray Harryhausen und staunte über diesen Menschenaffen, der ihn so beeindruckte, dass Harryhausen die Entscheidung traf, sich einen Job in der Filmindustrie zu suchen.

Aus Ray Harryhausen wurde ein Großmeister der Special Effects, ein Monstermacher, dessen Dinosaurier, Sagenungeheuer und Skelettarmeen eine ganze Generation von Tricktechnikern inspirierten. Im Zeitalter vor der Computertechnik verschob er die Grenzen des Machbaren: ohne Harryhausen - kein Hollywood-Blockbuster.

Nun war der Monsterfilm nie ein rein US-amerikanisches Genre. In Japan trägt er den Namen "Kaiju", und sein bekanntester Vertreter ist ein Segen für die Bauindustrie. 1954 zerstampfte die von einer Atombombe geweckte Riesenechse Godzilla im gleichnamigen Film erstmalig japanische Großstädte. Eine - sorry - monstermäßige Erfolgsgeschichte und ein Emmerich-Katastrophenfilm folgten. Erst im vergangenen Jahr war Godzilla, sechzig Jahre nach seinem Debüt, wieder auf der Leinwand zu sehen. Was wir daraus lernen? Monster sterben nie.

(Julian Dörr)

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