Fünfter Todestag:Michael Jackson ist tot - das Geschäft quicklebendig

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Und die Geschäfte florieren: Michael Jackson bei einem Auftritt 2002. (Foto: Timothy A. Clary/AFP)

In Deutschland war es kurz vor Mitternacht, als Michael Jackson am 25. Juni 2009 für tot erklärt wurde. Fünf Jahre später ist er noch immer in den Charts. Seine Erben verdienen Millionen.

Aus der Popwelt hat sich Michael Jackson noch nicht verabschiedet. Längst nicht. Auch wenn sich sein Todestag an diesem Mittwoch zum fünften Mal jährt, sind der King of Pop und sein Werk immer noch präsent.

Bei der Verleihung der Billboard Music Awards in diesem Jahr war Jackson zum Beispiel plötzlich wieder auf der Bühne. Ein Team hatte monatelang an der täuschend echten Illusion der Pop-Legende gearbeitet: Bei dem Gala-Abend in Las Vegas löste dann Mitte Mai ein tanzendes Hologramm des Sängers Begeisterungsstürme beim Publikum aus. Der künstliche Jackson tanzte zu "Slave To The Rhythm", einem Titel seiner posthum veröffentlichten CD.

Album "Xscape" von Michael Jackson
:Druckvolles Kieksen

Als das erste posthume Album von Michael Jackson erschien, erfüllte es die schlimmsten Erwartungen: Seit der "King of Pop" tot ist, wird sein Mythos gewinnbringend gefleddert. Doch das zweite Album aus seinem Erbe ist verblüffend gut gelungen - dank eines Produzenten, der mehr ist als ein Nachlassverwalter.

Von Jens-Christian Rabe

Auf "Xscape" hat Hit-Produzent Timbaland acht bislang unveröffentlichte Songs von Michael Jackson neu arrangiert. Bis vor wenigen Wochen führte das Album die britischen Charts an, in Deutschland landete es auf Platz zwei. Manche Kritiker bezweifeln, dass es zu Lebzeiten Jacksons so viel Beachtung bekommen hätte. Geschenkt.

Denn die Geschäfte mit Jacksons musikalischem Vermächtnis florieren. "Michael Jackson bringt jetzt so viel Geld ein wie seit dem Höhepunkt seiner Karriere nicht mehr", sagt Zack Greenburg, Autor des Buches "Michael Jackson, Inc.".

Mit dem Nachlass seines berühmtesten Mitglieds soll der Jackson-Clan laut Greenburg bereits mehr als 700 Millionen Dollar (514 Millionen Euro) verdient haben. Nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins Forbes brachte Jackson seinen Erben - seiner Mutter Katherine und den drei Kindern Prince, Paris und Blanket - mit Plattenverkäufen, Einnahmen aus seinem Musikrechte-Katalog und Shows in Las Vegas in einem Jahr rund 160 Millionen Dollar ein. Dieser Verdienst katapultierte den Sänger im vorigen Oktober auf den ersten Platz der Liste der bestverdienenden toten Stars - er rangiert damit weit vor Elvis Presley. Der 1977 gestorbene Sänger verdiente "nur" 55 Millionen Dollar, vor allem durch die Touristenattraktion Graceland.

36 000 Euro für die Heiratsurkunde

Die Plattenfirma Sony zahlte laut Wall Street Journal mehr als 200 Millionen Dollar für die Rechte, binnen eines Jahrzehnts insgesamt sieben Alben mit den Werken Jacksons herauszubringen.

Zum Tod von Michael Jackson
:Die Nacht, in der der König starb

Völlig überraschend ist Michael Jackson in einem Krankenhaus in Los Angeles verstorben. Einst war er der "King of Pop", dann wurde seine Karriere von Skandalen überlagert. Er war der Mann mit dem "Moonwalk", der in den 1980er Jahren die Gesetze des Irdischen zu überwinden glaubte.

Christian Kortmann

Sogar mit der Kopie von Jacksons Heiratsurkunde ist Geld zu verdienen: Im Mai wurde eine Bild-Reproduktion des Dokuments, das die Ehe mit Lisa Marie Presley vor 20 Jahren beurkundete, für 36 000 Euro versteigert. Die Baden-Badener Stiftung United Charity wollte den Erlös für einen guten Zweck stiften.

Bildergalerie
:King of Pop - die Michael-Jackson-Story

Dabei hatten den "King of Pop" kurz vor seinem Tod noch arge finanzielle Probleme geplagt: Die Anwaltskosten im Prozess um sexuellen Missbrauch und die daraus resultierende außergerichtliche Einigung - Jackson wurde freigesprochen - kosteten Unsummen.

Dennoch leistete sich Jackson weiterhin einen extravaganten Lebensstil. Auf bis zu 500 Millionen Dollar sollen sich Jacksons Schulden zwischenzeitlich belaufen haben. Mit der Comeback-Tournee "This is it" wollte er der Insolvenz entgehen. Aber die Proben setzten ihm stark zu, der Sänger klagte über Schlafprobleme - und bekam von seinem damaligen Arzt Conrad Murray das Betäubungsmittel Propofol verabreicht. Eine Maßnahme, die ihn das Leben kosten sollte.

Blumenmeer am Grab

Am 25. Juni 2009 starb Michael Jackson im Alter von 50 Jahren an einer Überdosis des Narkosemittels. In Deutschland war es ein lauer Sommerabend, als die Menschen kurz vor Mitternacht vom Tod des King of Pop erfuhren - und sie "für einen schlecht terminierten Aprilscherz" hielten, wie es im SZ-Nachruf heißt. Auch der Dokumentarfilm "This is it" über den tragischen Ausgang der geplanten Konzertreihe spielte weltweit 200 Millionen Dollar ein.

"Egal wo der Geist des 'King of Pop' jetzt residiert, eines steht fest: Die "Michael-Jackson-AG" ist quicklebendig", sagt Autor Greenburg. Am 28. Juni wollen Jackie, Jermaine, Marlon und Tito, also Jacksons vier Brüder und Band-Gefährten bei den "Jackson Five", im US-Staat Oklahoma wieder auf der Bühne stehen. Ab Juli sind Konzerte in Paris, London, Monaco und Amsterdam geplant.

Am heutigen Todestag von Michael Jackson werden Fans seine Grabstätte in Los Angeles wieder in ein Blumenmeer verwandeln. Oder sich im Netz das posthum veröffentlichte Album anhören. Die Geschäfte florieren eben.

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