Fotoserie "Das Geld der anderen":Böse Banker ganz privat

Haben sich die Akteure der Finanzwelt seit der Krise verändert? Die Fotografin Paula Markert hat Banker in London, Paris, Frankfurt und New York aufgesucht - und sie so abgelichtet, wie sie sich selbst sehen.

Von Carolin Gasteiger

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(Foto: Paula Markert)

Die Frisur ist ordentlich gegelt, das Jackett sitzt und die Krawatte ist auch perfekt gebunden. Der junge Mann ist Finanzberater in London oder schlicht: Banker. Seit der Finanzkrise vor sechs Jahren sind Leute wie er bei der Bevölkerung unten durch. Einer Studie des Allensbach-Instituts im vergangenen Jahr zufolge sind Banker die am schlechtesten angesehene Berufsgruppe. Aber wie sehen sie sich selbst seit der Krise? Was haben sie gemeinsam? Diese Fragen hat sich auch Fotografin Paula Markert gestellt.

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(Foto: Paula Markert)

In Paris, London, Frankfurt und New York hat sie Banker nach deren persönlichen Erfahrungen gefragt. "Das Geld der anderen", so heißt ihre Fotostrecke. Die gängigen Klischees? Machtgetrieben, skrupellos, sozial vereinsamt? Tatsächlich ist auf den meisten Aufnahmen, die nun bei Klingenberg Books erscheinen, nur eine Person zu sehen. Also der Finanzmann allein, ohne Kollegen oder Freunde. Aber Markerts Bilder stehen nicht allein, sondern in Verbindung mit kurzen Statements ihrer Protagonisten. So kommt der New Yorker Banker Victor B. immer wieder an eine Stelle in einem Park der US-Metropole: "Dieser Ort bedeutet Dankbarkeit, Nachdenken, Frieden, Erfüllung für mich, während er für andere nur ein x-beliebiger im Park ist."

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(Foto: Paula Markert)

Allein und einsam am Tresen? Nicht ganz. Aber glücklich wirkt Thomas M. auf dem Bild trotzdem nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Laien ihn mitverantwortlich für die Krise machen. Filme wie "The Wolf of Wall Street" über den skrupellosen Börsenmakler Jordan Belfort oder die TV-Dokumentation "Masters of the Universe", in dem ein ehemaliger Investmentbanker von seiner rastlosen Arbeit erzählt, machen die Menschen skeptisch. Als er einen ehemaligen Gymnasiallehrer von sich traf, fragte der ihn, wie er sich fühle, schuld an der Krise zu sein. "Dieser alte Lehrer wusste gar nicht, was ich genau gemacht habe. Er wusste nur, dass ich in einer Investmentbank gearbeitet habe."

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(Foto: Paula Markert)

Zum Teil wirken die Bilder arrangiert, wie das von Ayse S.. Aber in ihrem Fall ist das ganz passend, denn die gebürtige Türkin empfindet ihren Job bei einer New Yorker Bank als nicht mehr wirkungsvoll genug. Auf den aufgeräumten Konferenztisch gestützt sieht die junge Frau aus, als wolle sie ihren Arbeitsplatz jeden Moment verlassen und sich neuen Aufgaben widmen. Auf diese Weise kommen bei Paula Markert auch Banker zu Wort, die aus der Krise Konsequenzen gezogen haben.

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(Foto: Paula Markert; Paula Markert)

Auch Thomas B. gehört zu denen, die nicht mehr für eine Bank arbeiten. Als er seinen Job beim amerikanischen Broker Instinet verloren hatte, wechselte er die Branche und verkauft seinen früheren Kunden nun im Frankfurter Bankenviertel Currywurst. Im Nachhinein ist er froh darüber: "Ich bin nicht nur auf der Welt, um zu arbeiten. Niemand ist das." Erst durch die persönliche Anekdote erzielt das Porträt von Brauße seine Wirkung.

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(Foto: Paula Markert)

Denn wirklich nahe kommt Paula Markert den Porträtierten nicht. Es mögen private Momente sein, die sie eingefangen hat, aber sie bleibt auch immer auf Abstand, als würde sie ihnen nicht zu nahe kommen wollen. Auf diese Weise bleiben die Banker isoliert - trotz der persönlichen Statements.

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(Foto: Paula Markert)

Gautier S. und seine Freundin, die sich in einer New Yorker Nacht küssen, sind eine Ausnahme - nicht nur auf dem Foto. Die junge Frau, die als Ergotherapeutin arbeitet, ist der Ausgleich für ihren Banker-Freund. "Andreas Job bringt mich zurück auf den Boden", sagt Strub.

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(Foto: Paula Markert)

Und dann ist da doch dieses Bild: Ahmed K., seit 35 Jahren an der New Yorker Börse, sitzt allein an der Bar. Ist er der klassische gestresste Großstadt-Banker, der sich tagsüber für seinen Job aufreibt und erst abends bei einem Glas Wein merkt, wie allein er ist? Eine klare Antwort, ob Banker nach wie vor Außenseiter seien, kann und will Markert mit "Das Geld der anderen" nicht geben. Schade eigentlich. Paula Markert "Das Geld der anderen", Klingenberg Books, 60 Seiten, 14 Euro. Am Wochenende vom 7. bis 9. November sind Markerts Bilder auch in der Hamburger Galerie Hinterconti e.V. zu sehen.

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